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Typen von Herkunftssprachen im Vergleich: Obersorbisch und Polnisch in Deutschland (HOsPoD)
Antragstellerinnen
Professorin Dr. Tanja Anstatt; Dr. Lenka Scholze
Fachliche Zuordnung
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 540865605
Ziel unseres Projektes HOsPoD ist es, anhand empirischer Daten zu analysieren, wie sich unterschiedliche soziolinguistische Rahmenbedingungen auf Spracherhalt und Entwicklung grammatischer Kategorien in Herkunftssprachen (HL) auswirken. Wir untersuchen dies am Beispiel des Obersorbischen als autochthoner, alteingesessener HL und des Polnischen in Deutschland als migrationsbedingter HL. Dies ist ein innovativer Ansatz, der erstmals diese verschiedenen Typen von HL systematisch miteinander kontrastiert. HL werden durch ihre soziolinguistische Situation und Spracherwerbsmerkmale definiert: Sie sind in einer Gesellschaft nicht dominante Sprache und werden von Kindern durch natürlichen Spracherwerb parallel zur dominanten Sprache erworben. Während beide Typen von HL diese Merkmale teilen, unterscheiden sie sich in den speziellen Bedingungen (Siedlungsform, Dauer der HL-Situation, staatliche Förderung) deutlich voneinander. Das erste Ziel des Projektes ist der Vergleich der speziellen Ausprägungen der soziolinguistischen Situation beider HL. Leitfragen sind, ob eine der Konstellationen günstiger für den Spracherhalt ist, welche dafür verantwortlichen Faktoren sich ermitteln lassen und ob sich diese Erkenntnisse auf Fördermaßnahmen anwenden lassen. Hierfür erheben wir Daten von drei Sprecher:innen-Generationen, um ihren Verlauf des Spracherwerbs, die familiäre Sprachpolitik, Sprachwahl und Sprachattitüden zu untersuchen. Das zweite Ziel ist die Analyse sprachstruktureller Veränderungen. Wir untersuchen die Entwicklung zweier grammatischer Kategorien in der obersorbischen Umgangssprache und im Polnischen in Deutschland: Verbalaspekt und der Animatheit. Beide HL sind eng verwandt und weisen ursprünglich sehr ähnliche Strukturen auf; beide stehen im Kontakt mit derselben dominanten Sprache. Wir verfolgen daher die Hypothese, dass sich in beiden HL ähnliche Entwicklungen in der Grammatik feststellen lassen. Wir rechnen aber auch mit Unterschieden in der Verbreitung von Entwicklungen in der Sprachgemeinschaft, die auf die soziolinguistischen Unterschiede zurückgehen. Auch erwarten wir, dass die Entwicklungen der obersorbischen Umgangssprache aufgrund von dessen bereits lang bestehender HL-Situation weiter vorangeschritten sind als im Polnischen in Deutschland. Dies untersuchen wir anhand von Sprachdaten, die wir mit Sprecher:innen beider HL aus jeweils mehreren Generationen erheben. So können wir Veränderungen zwischen den Generationen aufdecken. Ergänzend werten wir diachrone Informationen zur obersorbischen Umgangssprache und Daten zu den beiden Kategorien im Polnischen in Polen aus. Mit dem systematischen Vergleich der beiden Typen von HL greifen wir ein vielfach benanntes Forschungsdesiderat auf und gewinnen neue Erkenntnisse zu den für HL relevanten Faktoren. Weiterhin leistet unser Projekt substanzielle Beiträge zur Erforschung der obersorbischen Umgangssprache und des Polnischen in Deutschland, die beide bisher noch wenig untersucht wurden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Polen
Kooperationspartnerinnen
Professorin Dr. Nicole Dolowy-Rybinska; Privatdozentin Dr. Barbara Janczak; Professorin Dr. Nicole Nau; Dr. Hanna Pulaczewska