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Hölderlins Kalender. Astronomie und Revolution um 1800

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2003 bis 2004
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5409981
 
Die Untersuchung rekonstruiert Hölderlins Poetik unter deminterpretatorischen Leitkonzept des Kalenders. Dieser wird alsein kulturelles Institut der Ordnung und Vermittlung von Zeitstrukturenin seiner astronomischen, mediengeschichtlichen undhistorisch-politischen Kalendarium der Französischen Revolution)Bedeutung für Hölderlins Werk erschlossen. Dabei zeigtsich: Hölderlins Dichten und Denken ist grundiert von Rhythmusder Gestirne, von den Zeit-Figuren der Planeten- und Sonnenbahnwie vom regelmäßigen Jahresband der Sternbilder. Angeregt durchdie Ideologiekritik französischer Astronomen im Umfeld derRevolution, verstand Hölderlin die Mythen und Götter der Altenals kollektive Mitschriften langfristiger astronomischer Beobachtungsreihen.In den elementaren Zeitrhythmen der Natur, imLichtwechsel der Gestirne verehrten die Menschen seit je diedas irdische Leben bestimmenden Kalender-Gewalten. Die Geometrievon Tages- und Jahreslauf, der Reigen prägen, wie ausdieser systematischen Analyse des Gesamtwerks hervorgeht, sowohlHölderlins Lyrik wie auch den Briefroman ’Hyperion’. Inder Dramenfigur des sizilianischen Naturphilosophen Empedokleshat Hölderlin einen Kalender-Reformer nach dem Vorbild derfranzösischen Revolutionäre modelliert. Den entscheidendenEinsatz der Poetik Hölderlins bildet um 1800 der Versuch einerneuartigen ’Synchronisierung’ von Natur- und Geschichtszeit imModus eines wiederum astronomisch konturierten Kalenders. Eineauf gemeinsame Rituale und Feste sich begründende politisch-religiöseGemeinschaft, wie sie die hochkomplexen Spätwerke ’Brodund Wein’ oder ’Friedensfeier’ entwerfen, formiert sich durchdas bewußte Leben im Puls der astrokalendarischen Ordnung, inderen zeitgemäßer Darstellung der Dichter seine eigentlicheAufgabe findet. Hölderlins poetisches Werk, zu Lebzeiten überwiegendin Taschenkalendern und Almanachen veröffentlicht, wirdin diesem analytischen Rahmen neu gelesen: in einem medial wiekulturtechnisch präzise herausgearbeiteten Sinne ist HölderlinsWerk - Arbeit am Kalender.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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