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FOR 5837:  Von Aufstieg und Untergang - Integrative Forschung zur Kulturlandschaftsentwicklung in der nordfriesischen Wattenmeerregion während der letzten zwei Jahrtausende

Fachliche Zuordnung Geisteswissenschaften
Geowissenschaften
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 541064351
 
Das UNESCO-Welterbe "Wattenmeer" bildet ein weltweit einzigartiges Ökosystem in einer hochdynamischen Landschaft. Gleichzeitig ist es aber auch das Relikt einer vom Menschen intensiv geprägten Kulturlandschaft. Durch Kultivierung tiefliegender Küstengebiete entstand an der gesamten südlichen Nordsee eine Kulturlandschaft mit Deichen, Entwässerung und Torfabbau. Der menschliche Einfluss kulminierte in einer Reihe selbstverstärkender Prozesse wie Landsenkung, dem Anstieg des Tidenhubs oder der Sturmflutwasserstände und schuf eine höchst vulnerable Landschaft. In Nordfriesland begannen systematische, großflächige Eingriffe erst im 12. Jh. n. Chr. und verwandelten den Naturraum in nur zwei Jahrhunderten in eine hochproduktive, aber auch sensible Kulturlandschaft. Extremereignisse wie die 1. Grote Mandränke 1362 ließen Großteile dieser Kulturlandschaft jedoch untergehen und zu Wattflächen werden. Bis heute ist Nordfriesland Sinnbild der verheerenden Auswirkungen von Sturmfluten und die mittelalterliche Landschaft längst nicht vollständig erforscht. Wesentliche, noch ungeklärte Fragen betreffen (i) die Ausdehnung und das Erscheinungsbild der Kulturlandschaft vor 1362, (ii) die Entwicklung des Meeresspiegels als Ausgangspunkt der Landgewinnung, (iii) den Einfluss von Extremereignissen und Anpassungsstrategien dagegen, (iv) den Einfluss des Menschen durch Besiedlung, Kultivierung und Landnutzung, (v) die soziale, politische, kirchliche und wirtschaftliche Organisation, (vi) die Auswirkungen des menschlichen Einflusses auf die Vulnerabilität der Küste und (vii) Kosten und Nutzen der Landgewinnung oder Gründe für ihre Aufgabe. Weite Teile der untergegangenen Landschaft wurden nach 1362 nicht zurückgewonnen und wirken wie eine ‚Zeitkapsel‘; die archäologischen Überreste sind von großem Wert für das kulturelle Erbe Nordfrieslands und der gesamten Wattenmeerregion. Durch eine systematische, multidisziplinäre Untersuchung großer Teile des nordfriesischen Territoriums zielt die FOR 5837 (TORF) auf die raumzeitliche Rekonstruktion der mittelalterlichen Küstenlandschaft Nordfrieslands als Ganzes. Zentrale Ziele sind (i) die vielfältigen Mensch-Umwelt-Wechselwirkungen zu erfassen, rekonstruieren und verstehen, (ii) den Aufstieg und Untergang menschlicher Anstrengungen um Ressourcensicherung, Siedlungsexpansion und Kampf gegen Landverluste durch Extremereignisse zu verstehen und (iii) ein besseres Verständnis des kulturellen Erbes der Region und eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Risiken der Küste zu erlangen. Das TORF-Vorhaben ist das Ergebnis intensiver interdisziplinärer Forschung im Wattenmeer seit 2015, die in der Entdeckung einer großen Kirche - wahrscheinlich der des berühmten Rungholt - ca. 7 km vor der Küste der Halbinsel Nordstrand im Jahr 2023 gipfelte. Das FOR 5837-Team verbindet Forschende aus Archäologie, Geophysik, Geoarchäologie, Geologie, Geschichte, Molekularbiologie und Datenwissenschaft in engster interdisziplinärer Zusammenarbeit.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Internationaler Bezug Schweden

Projekte

Sprecherin Dr. Hanna Hadler
 
 

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