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Vordenker einer realisierbaren Energiewende? Epistemische Beeinflussungsstrategien von Think-Tanks als Feldaktivitäten

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 541180480
 
Think-Tanks wird gesellschaftlich heute eine zentrale Rolle in der Ausgestaltung von Transformationen und sozio-technischer Zukunftsvorstellungen zugeschrieben. Die Energiewendeforschung bildet ein instruktives Beispiel hierfür. Wenngleich die Vorstellung einer Wendenotwendigkeit selbst in den 1980er Jahren von einem Think-Tank hervorgebracht wurde, stellen Energiewendeforschung und Medien, heute eine noch gesteigerte Bedeutung heraus. Das Problem bisheriger Forschungen zu Think-Tanks und dem Energiewendefeld ist dabei, dass unklar bleibt, was den Organisationstypus Think-Tank in die Lage versetzt diese zentralen Positionen in der gesellschaftlichen Aushandlung dieser Transformation einzunehmen. Es fehlt an systematisch-vergleichenden Untersuchungen ihrer internen Prozeduren sowie der Betrachtung von Think-Tanks als eines besonderen Typus von Feldakteuren, also der Thematisierung ihrer Einbettung in Geflechte anderer Akteure. Die Fragestellung des Projektes lautet daher: Welche Strategien, Praktiken und Strukturen sowie Außenbeziehungen ermöglichen es Think-Tanks heute die zukünftige Ausrichtung der Energiewende zu beeinflussen und wo verlaufen die Grenzen dieser Beeinflussungsmöglichkeiten? Um die Spezifika des Organisationstypus Think-Tank und seiner Feldpositionierungen zu erhellen wird dabei ein vergleichendes Fallstudiendesign (Most-Different-Cases) von fünf unterschiedlich orientierten Think-Tanks (von Befürwortern einer beschleunigten Wende bis hin zu Zweiflern an der Wendenotwendigkeit) verfolgt, sowie ein systematischer Vergleich mit Interessensverbänden. Die Think-Tank-Spezifika werden maßgeblich über Interviews, Dokumentenanalysen und standardisierte Netzwerkanalysen erhoben, sowie zeitlich vergleichend eingeordnet. Im Zentrum steht die Frage, ob sich ähnliche Muster in den Strategien, Praktiken, Strukturen und Außenbeziehungen aufzeigen lassen, die eine Beeinflussung der Vorstellungen einer realisierbaren Energiewende ermöglichen. Das Projekt verbindet theoretisch den Ansatz der „epistemic governance“ mit der praxistheoretischen Organisationsforschung nach Giddens. Es fokussiert zunächst die Aufnahme von drei Ereignissen durch die Think-Tanks: die mit dem Ukrainekrieg einhergehende Verknappung von Gas, das Bundesverfassungsgerichtsurteil zum Klimaschutzgesetz vom 24.3.2021 und die mit dem European Green Deal verknüpfte Dekarbonisierungsstrategie. Ziel des Projektes ist es, den Organisationstypus Think-Tank in seiner Bedeutung und Rolle für die Transformationsdynamiken der Energiewende systematisch-vergleichend zu untersuchen. Die zu erwartenden Ergebnisse sind relevant für drei Debatten: Die organisationssoziologische Debatte um Think-Tanks (1), die interdisziplinäre Debatte um Akteurs-Konstellationen in der Aushandlung von Pfaden der Energiewende (2) und die gesellschaftsanalytische Debatte um umstrittene Expertisen, einer Verwissenschaftlichung von Politik und verteilter Verantwortlichkeiten in heutigen Transformationen (3).
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Niederlande
Kooperationspartnerin Dr. Nadine Arnold
 
 

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