Die Erforschung der Brownschen Bewegung um 19oo: Einstein, Perrin und die Entstehung der modernen physikalischen Wissenschaften

• Antragstellerin: Dr. Charlotte Bigg
• Fachliche Zuordnung: Wissenschaftsgeschichte
• Förderung: Förderung von 2004 bis 2008
• Projektkennung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5424559

Die Wende zum 2o. Jahrhundert stellt für die Entwicklung der physikalischen Wissenschaften eine wichtige historische Umbruchsphase dar: Die Entdeckung verschiedener submikroskopischer Teilchen erschloß neue, nicht unmittelbar wahrnehmbare Welten; neue theoretische (insb. statistische) und experimentelle Methoden wurden entwickelt, um diese Welten zu untersuchen und die mikro- und makroskopischen Dimensionen zu verknüpfen. Diese wesentlichen Aspekte einer tiefgreifenden Veränderung, die oft als 'revolutionär' bezeichnet wird, sollen exemplarisch anhand der Arbeiten von Albert Einstein und Jean Perrin zur Brownschen Bewegung (die fortwährende und irreguläre Bewegung von in Flüssigkeiten suspendierter Partikeln) untersucht werden, in der die zeitgenössisch dringendsten Fragen der Physik und Chemie, insbesondere in den Bereichen Atomistik und Thermodynamik, auftraten. Das Projekt beabsichtigt die bisherigen historischen Deutungen dieser Periode, die sich hauptsächlich mit dem Aufstieg der theoretischen Physik beschäftigten, zu ergänzen und teilweise zu revidieren. Hierzu werden die zeitgenössischen experimentellen Praktiken der Physik und der mit ihr eng verbundenen Chemie in Betracht genommen, um eine breitere Auffassung dieser Umbruchsphase über die theoretische Physik hinaus zu erarbeiten. Zudem werden nicht nur die rein wissenschaftlichen Errungenschaften untersucht, sondern auch die begleitenden sozialen und institutionellen Dynamiken, wodurch der Prozeß der Verwirklichung dieser Revolution studiert werden kann. Spezifisch soll untersucht weden, wie Perrin und Einstein Theorie und Experiment angewandt haben, um den ersten visuellen Beweis der atomaren Realität zu liefern und die Theorie der Thermodynamik herauszufordern. Ferner wird die zeitgenössische Aufnahme dieser Arbeiten untersucht, um zu klären wie sie als Ursache für die Beendigung der Atomismus-Debatte und für den Umbruch der Physik interpretiert wurden und wie Einstein und Perrin zu repräsentativen Vertretern der neuen Forschungsfelder, der theoretischen Physik bzw. der physikalischen Chemie wurden.

• DFG-Verfahren: Sachbeihilfen