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Aufarbeitung und Veröffentlichung des polykulturellen Gräberfeldes bei Liebersee, Lkr. Torgau-Oschatz, Sachsen

Antragsteller Dr. Thomas Westphalen
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2004 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5426361
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die im Bewilligungszeitraum weitgehend, aber noch nicht endgültig abgeschlossene Katalogisierung der bis 2008 bekannt gewordenen gut 850 eisenzeitlichen Grabfunde von Liebersee unterstreicht mit Fortgang der Arbeiten zunehmend die paradigmatische Bedeutung des polykulturellen Gräberfeldes von Liebersee. Sie sind eingebunden in eine Belegungsfolge von der jüngeren Bronzezeit, über die römische Kaiserzeit, die Völkerwanderungs- und Merowingerzeit bis zum Prager Horizont des frühen Mittelalters. Für jede dieser Belegungsetappen stellt Liebersee wie auch für die Vorrömische Eisenzeit den mit Abstand umfangreichsten Quellenbestand im südlichen Mitteldeutschland entlang des Eibweges zur Verfügung. Entscheidend für die zukünftige Aussagekraft und damit dem wissenschaftlichen Wert dieser herausragenden Quelle ist die sorgfältige Edition der im Laufe von 30 Jahren komplexer Bergungsgeschichte ergrabener Fundkomplexe. Deshalb wurde der Sorgfalt Vorrang vor der schnellen Vorlage unsicherer Ergebnisse gegeben. Der letzte und gründliche Durchgang durch alle mutmaßlich eisenzeitlichen Befunde mit Kenntnis der Gräber aller anderen Belegungsperioden erbrachte dabei zum Einen etliche bisher unerkannte nacheisenzeitliche Befunde, vor allem des frühgeschichtlichen Prager Horizontes (Zuwachs um über 75%), zum Anderen aber konnten etliche der durch Feldbestellung und komplexe Grabungsgeschichte zunächst nur als „gestört/unvollständig" anzusprechenden Grabbefunde mit hinreichender Sicherheit soweit rekonstruiert werden, dass die akribische Katalogvorlage zukünftiger- Forschung vollständige Gefäßformen und zugehörige Beigaben in quellenkritisch überprüfbarer Form zur Verfügung stellt. Da in Liebersee von der Hallstattzeit bis zur Spätlatenezeit zahlreiche chronologisch und kulturgeschichtlich aussagekräftige südliche Importstücke mit einheimischer Keramik verknüpft sind ist dies eine unverzichtbare Grundlage für vergleichende Studien der eisenzeitlichen Zonen südlich und nördlich der Mittelgebirge. Dafür war das Material bis Ende 2008 soweit durchgearbeitet, dass ein vollständiger Überblick zum Fundbestand vorlag. Zu bearbeiten waren knapp 1600 Befunde, davon 845 Grabbefunde, die jetzt sicher der Eisenzeit zugeordnet werden. Endgültig nach Befund und Funden beschrieben wurden bereits 755 eisenzeitliche Gräber, 176 Tafeln sind druckreif gesetzt. Parallel zur Befundbearbeitung wurde der vorläufige Gräberfeldplan bereinigt und in digitaler Form weitergeführt. Wegen der vielen notwendigen Vermessungskorrekturen kann eine quellenkritisch tragfähige Version erst ganz am Ende der Bearbeitung erstellt werden. Die 2009 neu entdeckten Gräber bilden Schlüsselfunde gerade für die Eisenzeit in Liebersee und Sachsen westlich der Elbe überhaupt. Wesentliches Ergebnis der Bearbeitung der Grabungen bis 1998 war die Sicherheit, dass westlich der jüngstbronzezeitlichen Gräber eine geschlossenes Belegungsareal von der jüngeren Hallstattzeit bis in die Spätlatenezeit vorlag, der eigentliche Übergang von der Jüngstbronze- zur Eisenzeit, wie er in der Oberlausitz mit Ausbildung der Billendorfer Gruppe gut beschreibbar ist, aber nicht zu fassen war.

 
 

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