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Nackte Marmorleiber und organische Maschinen. Der natürliche Körper in der deutschen Nacktkultur, 1890-1930

Subject Area Modern and Contemporary History
Term from 2004 to 2005
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5427982
 
Im methodischen Anschluß an die Foucaultsche Diskursanalysesowie an Judith Butlers Überlegungen zur Materialisierung vonKörpern werden die historisch-spezifischen Konstruktionen desnatürlichen Körpers sowie die verschiedenen Körperpraktiken derNacktkultur für den Zeitraum 189o bis 193o untersucht. DieNackheit, von Seiten der Freikörperkultur als Befreiung propagiert,wird als umfassende Sichtbarmachung des Körpers und indiesem Sinne als zentraler Aspekt gesellschaftlicher Normalisierungsprozesseanalysiert. Im ersten Teil der Untersuchungwird die performative Praktik der Nacktgymnastik als Technikder Selbstnormalisierung thematisiert. Da die nacktgymnastischeKörperbildung vornehmlich an Gesundheits- und Schönheitsnormenorientiert war, werden im zweiten Teil der ästhetische Diskursund im dritten Teil der medizinisch-hygienische Diskurs derNacktkultur analysiert. Figurierte im Hygienediskurs der natürlicheKörper als thermodynamische Maschine, deren Kräfte es zuregulieren galt, stellte in ästhetischer Hinsicht die antikeStatue die Idealnorm dar, an die sich die Nachktgymnast/innenmimetisch anzunähern suchten. In beiden Fällen sind individuelleund nationale Körper- und Identitätskonstruktion konstitutivmiteinander verbunden. Am Beispiel der sogenannten nacktenGattenwahl, bei der sich zukünftige Ehepaare auf mögliche körperlicheMängel hin mustern sollten, wird Nacktheit als bedeutsamesElement biopolitischer Strategien des 2o. Jahrhundertsherausgearbeitet. Die körperhistorische Analyse der Nacktkulturstellt damit einen zentralen Baustein einer Genealogie desmodernen Körpers dar.
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