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Wandel in der Holocaust-Repräsentation in neuesten amerikanischen und europäischen Kunstwerken unterschiedlicher Medien

Applicant Professorin Dr. Susanne Rohr, since 10/2006
Subject Area European and American Literary and Cultural Studies
Term from 2004 to 2007
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5430935
 
Final Report Year 2010

Final Report Abstract

Ausgangsfrage und Zielsetzung: Das Projekt ging von der Beobachtung aus, dass seit Mitte der 1990er Jahre in den USA wie in Europa eine Reihe heftig umstrittener, provozierender Kunstwerke entstanden sind, die in der Darstellung des Holocaust ganz neue Wege beschreiten und die Vermutung nahe legen, dass derzeit in Bezug auf die Holocaust-Repräsentation von einem tief greifenden Wandel, wenn nicht gar Tabubruch gesprochen werden kann. Diesem wollten wir in der Untersuchung nachgehen und Erklärungen dafür finden, warum innerhalb der letzten zehn Jahre plötzlich global und parallel in den verschiedenen Medien Grenzen der Darstellung überschritten wurden, die jahrzehntelang als unverletzbar galten. Zunächst folgte die Untersuchung der These, dass der Wandel in den Repräsentationsmustern des Holocaust nicht nur mit einem Generationenwechsel, sondern auch mit dem Prozess der Amerikanisierung des Holocaust verbunden ist, der wiederum als Prozess einer Medialisierung verstanden werden kann und den ontologischen Status des historischen Ereignisses gravierend verändert hat. Der Holocaust, so lässt sich sagen, ist nun Teil eines semiotischen Universums von Bilderwelten geworden, eine Ikonographie des Grauens, derer sich die Kunst zunehmend frei bedienen kann. Dann ging das Argument den entscheidenden Schritt weiter: die Untersuchung kulminiert in dem Nachweis, dass der Repräsentationswandel auch und gerade als Funktionswandel verstanden werden karm: die Kunst rückt nun ein als einer der Hauptbereiche, in denen des Holocaust gedacht wird, und dies in ganz ungewohnten Formen: traditionelle Techniken und Strategien der künstlerische Avantgarde wie Provokation, Tabubruch, Skandal, Satire u.a. werden eingesetzt, um die Zuschauer jenseits der offiziellen Gedenkkultur in intensive Prozesse des Gedenkens einzubinden, bis hin zum körperlichen Involvieren in Momenten des Lachens, Weinens, der Verwirrung und des Schmerzes. Noch einmal anders zusammen gefasst: die Kunst reagiert auf die Situation, dass mit dem Ende des Kalten Krieges auch die traditionellen Debatten der Geschichtsschreibung durch ihre überkommenen ideologischen Strukturen ans Ende ihrer Aussagekraft gekommen sind. In diese Krise der Geschichtsschreibung rückt die Kunst ein und nutzt Skandalstrategien, um Gedenken zu provozieren - avantgarde ist nun nicht mehr länger der Kampf für das unbedingt Neue, sondern die Hingabe an die Erinnerung. In der im Rahmen dieses Forschungsprojekts entstandenen Monografie von Andrew S. Gross und Susanne Rohr Comedy - Avant-Garde - Scandal: Remembering the Holocaust after the End of History (Heidelberg: Winter, 2010) wird dieses Argument in den Bereichen der Literatur, der Bildenden Kunst, des Films und der Architektur geführt.

Publications

  • "'Playing Nazis', 'mirroring evil': Die Amerikanisierung des Holocausts und neue Formen seiner Repräsentation". Amerikastudien/American Studies 47. 4 (2002): 539-553
    Susanne Rohr
  • "Transgressing Taboos: Projecting the Holocaust in Melvin Jules Bukiet's After and Jonathan Safran Foer's Everything Is Illuminated". Aesthetic Transgressions: Modernity, Liberalism, and the Function of Literature. Festschrift für Winfried Fluck zum 60. Geburtstag. Hrsg. Thomas Claviez, Ulla Haselstein, Sieglinde Lemke. Heidelberg: Winter, 2006. 239-260
    Susanne Rohr
  • "Imaginary Jews and True Confessions: Ethnicity, Lyricism, and John Berryman's Dreamsongs." The Journal of Transnational American Studies 1:1 (Jan2009)
    Andrew S. Gross
  • "Laughing at Pain: On the Popularity of Holocaust Comedies in the 1990s". The Pathos of Authenticity: American Passions of the Real. Hrsg. Ulla Haselstein, Andrew Gross, Mary Ann Snyder-Körber. Heidelberg: Winter Verlag, 2010. 135-147
    Susanne Rohr
 
 

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