Die Höhensiedlungen der Mikro- und Makroregion - ökonomische, politisch-soziale, administrative und kultische Zentralorte (A3).
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Insgesamt zeigt sich als Gesamtergebnis der ersten Phase 2004-2007, dass die Rolle der Höhensiedlungen mit Befestigung und strukturierter Innenbebauung in Mitteldeutschland in der bisherigen Forschung deutlich überschätzt wurde, insbesondere auch als Ausdruck einer politisch-sozialen Differenzierung in der Gesellschaft am Übergang von der Früh- zur Mittelbronzezeit. Hier wurde bisher gern der Vergleich zu den Verhältnissen im Kernbereich des Mad'arovce-Věteřov- und Otomani-Gebietes gezogen. Schon beim Vergleich mit den direkt anschließenden Gebieten in Böhmen und Süddeutschland ist Vorsicht geboten – z.B. nehmen die Fortifikationen der Höhensiedlungen deutlich ab. Dies trifft in besonderem Maße für die nördlichste Randregion in der Verbreitung der Höhensiedlungen in Mitteldeutschland zu. Zur Zeit ist davon auszugehen, dass die in den Fürstengräbern vom Typ Leubingen Bestatteten nicht auf entsprechend repräsentativen Höhensiedlungen gelebt haben. Aus diesem Grund wurde in der zweiten Phase des DFG-Projektes, 2007-2011, der Frage der sozialen Strukturierung im Siedlungswesen innerhalb der „normalen“ Siedlungen im Flachland, am Hang und auf Kuppen (z.B. Zwenkau, Eulau oder Schloßvippach) nachgegangen. Die Ergebnisse der Auswertungen alter Grabungen und neue Ausgrabungen führten zu einer grundlegenden Verbesserung des Forschungsstandes zu den frühbronzezeitlichen Siedlungen in Mitteldeutschland. Die Hausbefunde von Eulau lassen Vergleiche zum hauptsächlich in Böhmen verbreiteten Typ Březno zu. Im Tagebau Zwenkau-West kamen zwischen 1993 und 2000 unter anderem mindestens acht 14C-datierte endneolithisch/frühbronzezeitliche Brunnen sowie mehrere Dutzend Hausgrundrisse zutage. Die Zwenkauer Häuser lassen sich in vier Größenklassen untergliedern, sind überwiegend zweischiffig und zeichnen sich durch eine unterschiedliche Gestaltung der Giebelseiten aus. Die Häuser verteilen sich auf sechs zum Teil mehrphasige Siedlungsplätze mit gegenseitigen Abständen von 150 bis 300 m. Bei der Ausgrabung in Schloßvippach 2008/2009 wurden zwei Hausbefunde und mehrere Gruben dokumentiert, die zu der bereits 2001 durch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie gegrabenen Siedlung gehören. Es ist davon auszugehen, dass die Siedlung vollständig erfasst ist. Neben dem bereits seit den 1990er Jahren bekannten Haustyp Březno kann nun der sogenannte Typ Schloßvippach herausgestellt werden, der sich durch einen Wechsel der Schiffigkeit von zwei- zu dreischiffig auszeichnet. Von diesem Typ sind mittlerweile 14 Exemplare aus dem Thüringer Becken und dem westlichen Vorland bekannt. Eine soziale Differenzierung innerhalb der Siedlungen konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Als herausragende Befunde sind jedoch die dreischiffigen Häuser von Dermsdorf und Zwenkau zu bezeichnen. Die Deutung dieser Gebäude im Siedlungszusammenhang ist noch unsicher; zu erwägen ist die Nutzung durch eine sozial besonders gestellte Personengruppe als Wohnhaus, als Versammlungshalle oder zu kultischen Zwecken.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Die Frühbronzezeitlichen Höhensiedlungen im Mitteldeutschland und Mitteleuropa – Stand der Forschungen. Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle 5 (Halle/Saale 2010) 351–380
P. Ettel
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Die Sondagegrabung 2007 auf dem Schlossberg von Mutzschen, Lkr. Leipzig. Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 51/52, 2009/2010, 265–286
P. Ettel/ C. Schmidt/ R. Grabolle
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Höhensiedlungen und Siedlungen der Frühbronzezeit in Thüringen – Untersuchungen im Rahmen der DFG-Forschergruppe „Nebra“. Neue Ausgrabungen und Funde in Thüringen, 6, 2010/2011, 59–73
P. Ettel/C. Schmidt
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Ausgrabungen an Höhensiedlungen in der Makroregion Nebra. Archäologie in Sachsen- Anhalt, Sonderband 16 (Halle/Saale 2012) 99–107
P. Ettel