Archäologische Ausgrabungen in "Tarodunum". Untersuchungen zur räumlichen Struktur und wirtschaftlichen Bedeutung der spätlatenezeitlichen Großsiedlung Tarodunum/Zarten, Gewann "Rotacker", bei Freiburg.
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Projekt .Ausgrabung Tarodunum 2004/2005" (Kurztitel) erbrachte in quantitativer wie qualitativer Hinsicht einen bedeutenden Erkenntnisgewinn zur Struktur und Funktion der spätlatenezeitlichen Großsiedlung bei Zarten. Boten bisherige, sich weitgehend auf Survey- und Prospektionsmaßnahmen beschränkende Untersuchungen bereits erste Einblicke, so konnten die durchgeführten Grabungen Mutmaßungen verifizieren und das Siedlungsbild durch Befunde und Funde detaillierter umreißen. Die funktionale Ausrichtung der Siedlung wurde durch Nachweise von Töpferhandwerk (Fehlbrände), der Eisen- und Buntmetallverarbeitung (Werkgrube, Schlacken und Produktionsreste) und dem neuerlichen Beleg einer Münzstätte (Gussform mit Münzrohling) konkretisiert. Besonders die Produktion von Münzen zeugt von der zentralen Stellung der Zartener Siedlung im Wirtschaftsgefüge des Oberrheingebietes. Erstmals gelang überdies der Nachweis des Münzgusses in verlorener Sandform. Möglicherweise wurden zudem Mühlsteine aus Sandstein gefertigt, der im Schwarzwald abgebaut wurde. Handelsaktivitäten werden durch Importe römischer Weinamphoren angezeigt. Verbindungen in den ostkeltischen Bereich lassen sich durch Funde von Graphittonkeramik aus dem heutigen bayrisch-mährischen Raum nachweisen. Die Lage einer Grube mit Fehlbränden der Keramikproduktion in der Siedlungsmitte spricht gegen eine durch deren Feuergefährlichkeit bedingte Existenz von Töpferquartieren in der Peripherie der Siedlung. Dagegen lag die nachgewiesene Bronze- und Eisenschmiede am südlichen Rand der Siedlung; Gründe hierfür können nur vermutet und eventuell auf Geruchs- oder Lärmbelästigung zurückgeführt werden. Möglicherweise ist hier - auch nach Ausweis der auf einem anschließenden, begrenzten Areal geborgenen Münzproduktionsreste - mit einem Areal für Metallverarbeitung zu rechnen. Im Zentrum der Siedlung befand sich eine geschotterte Freifläche, die wohl als Markt- oder Versammlungsplatz diente. Die Identifikation geomagnetischer Anomalien durch archäologische Ausgrabungen erbrachte ambivalente Ergebnisse. Mutmaßliche anthropogene Befunde sollten stets durch Bohranalysen verifiziert werden. Grundsätzlich zeichnen sich archäologische Strukturen durch wenig klar abgrenzbare Anomalien ab. Eine gezielte Ansprache wird durch den stark kiesdurchsetzten Untergrund erschwert.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Neues aus Tarodunum. Ausgrabungen in der mittel- und spätlatenezeitlichen Großsiedlung von Kirchzarten-Zarten „Rotacker", Kreis Breisgau-Hochschwarzwald. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 2004 (2005) 107-110
H. Wendling
- Handwerk und Wirtschaft. In: A. Bräuning et al., Kelten an Hoch- und Oberrhein. Führer zu arch. Denkmälern in Baden-Württemberg 24 (Stuttgart 2005) 25-34
A. Burkhardt & H. Wendling
- Töpfer, Schmiede, Münzmeister - Nachweise mittel- und spätlatenezeitlichen Handwerks in Tarodunum, Gde. Kirchzarten, Kreis Breisgau-Hochschwarzwald. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 2005 (2006)107-110
H. Wendling