Project Details
Ursachen reduzierter Gedächtnisspannen im höheren Lebensalter: Welche Rolle spielen kognitive Hemmung, Kapazität und Geschwindigkeit?
Applicant
Professor Dr. Marcus Hasselhorn
Subject Area
Developmental and Educational Psychology
Term
from 2004 to 2010
Project identifier
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5444740
Komplexe Spannenaufgaben messen offensichtlich eine Kompetenz, die kritisch für den Erfolg in vielen Tests komplexer kognitiver Leistungen ist. Entwicklungsveränderungen der Gedächtnisspanne spielen daher eine zentrale Rolle für die allgemeine kognitive Leistungsfähigkeit. Der Befund geringerer Gedächtnisspannen älterer im Vergleich zu jüngeren Erwachsenen ist relativ unumstritten. Eine favorisierte Erklärung für im Alter verringerte Spannenwerte geht von Kapazitätseinbußen des Arbeitsgedächtnisses (AG) aus. Alternativmodelle zufolge stellen jedoch altersbedingte Veränderungen der Dauer des Aufrechterhaltens von Information über die Zeit oder der kognitiven Hemmung der kritischen Faktoren dar. So postulieren Hitch, Towse und Hutton (1998) beispielsweise, dass eine von der Verarbeitungskomponente unabhängige Speicherkomponente entscheidend ist. Die Zeitdauer, die mit der Verarbeitung zugebracht wird, beeinflusst nämlich das innerhalb dieses Intervalls auftretende Vergessen. Da ältere im Vergleich zu jüngeren Personen langsamer sind, ist die Vergessenswahrscheinlichkeit bei ihnen höher, was geringere Spannen zur Folge hätte. Lustig, May und Hasher (2001) hingegen gehen von der Annahme einer im Alter ineffizienteren kognitiven Hemmung aus und berichten eine Aufhebung von Altersunterschieden bei einer Reduzierung aufgabeninterner proaktiver Interferenzen. Altersunterschiede in Spannenmaßen sind in der Logik ihrer Argumentation daher eher die folge von Altersveränderungen der Hemmungseffizienz. Für jedes der Modelle liegen kompatible sowie kritische Befunde vor. Da die Anforderungen in verschiedenen Gedächtnisspannenaufgaben offenbar stark differieren, sind zur Aufgabenbewältigung u.U. verschiedene Prozesskomponenten stärker oder weniger stark zu gewichten, die in unterschiedlicher Weise Altersbeeinträchtigungen unterliegen können. Es ist daher durchaus denkbar, dass alle drei genannten Modelle bedeutsame Varianzanteile der in der Literatur berichteten Altersunterschiede erklären können. Vor diesem Hintergrund sind Experimentalserien mit gängigen Spannenaufgaben bei jüngeren (18-35) und älteren (60-75) Erwachsenen geplant. Bei gleichbleibender Kapazitätsanforderung soll die Länge des Aufrechterhaltungsintervalls für zu merkende Information und das Ausmaß proaktiver Interferenzen systematisch variiert werden. Für alle Aufgabentypen ist eine Abrufzeiten-Analyse vorgesehen, von der zentrale Hinweise auf Unterschiede in den zugrundeliegenden Verarbeitungsprozessen erwartet werden können (Cowan et al., 2003). Durch diesen Zugangsweg soll der Erklärungsbeitrag der genannten Modelle für die Altersunterschiede bei verschiedenen Spannenaufgaben spezifiziert werden und es soll geprüft werden, inwieweit über alle Aufgaben hinweg ein genereller Faktor für Altersbeeinträchtigungen auszumachen ist.
DFG Programme
Research Grants