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Erforschung der Mikrofundamente von Anlegererwartungen

Antragsteller Dr. Pascal Kieren
Fachliche Zuordnung Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 544579747
 
Die meisten unserer finanziellen Entscheidungen treffen wir, ohne ihre Folgen genau zu kennen. Die Entscheidung, in den Aktienmarkt zu investieren oder für den Ruhestand zu sparen, wird häufig getroffen, ohne im Voraus zu wissen, ob der Markt steigen wird oder wie viel gespart werden muss. Doch wie werden Erwartungen über solch ungewisse Ereignisse gebildet? Die meisten traditionellen Arbeiten in der Finanzwirtschaft gehen davon aus, dass Menschen rationale Erwartungen haben, die sie korrekt nach der Bayes-Regel aktualisieren. In den letzten Jahrzehnten wurden jedoch viele systematische Fehler in der Erwartungsbildung von Individuen aufgedeckt. Trotz früher Forderungen nach empirischer Arbeit zu den Mikrofundamenten der Erwartungsbildung (Fudenberg, 2006) sind die Mechanismen, die Urteilsfehlern zugrunde liegen, noch immer nicht abschließend geklärt. Mit dieser Forschungsagenda wollen wir zu einem tieferen Verständnis der Mechanismen und Mikrofundamente von Investorenerwartungen beitragen. In unserem ersten Arbeitsprojekt untersuchen wir den Einfluss von Referenzpunkten auf die Bildung von Erwartungen. Obwohl seit langem bekannt ist, dass Verhalten durch Referenzpunkte beeinflusst wird, wurde ihr Einfluss auf die Erwartungsbildung bisher nicht untersucht. Referenzpunkte könnten jedoch ein vielversprechender Kandidat sind, um eine Reihe von bisher unzusammenhängenden Verzerrungen im Erwartungsbildungsprozess zu erklären. In unserem zweiten Projekt untersuchen wir, wie Referenzpunkte die Bildung von Renditeerwartungen auf Portfoliolevel beeinflussen können. Obwohl Portfolios ein wichtiger Bestandteil des Anlegerverhaltens sind, ist unklar, ob die Renditeerwartungen von Portfolios einfach den gewichteten Durchschnitt der Erwartungen einzelner Vermögenswerte darstellen oder ob sie von der relativen Performance der Aktien, aus denen sich das Portfolio zusammensetzt, übermäßig beeinflusst werden. In unserem dritten Arbeitsprojekt befassen wir uns schließlich mit der Dynamik von Erwartungen. Wir untersuchen, ob Informationen, die kontinuierlich in kleinen Mengen eintreffen, zu den gleichen Erwartungen führen, wie die gleichen Informationen, die in großen Mengen zu diskreten Zeitpunkten eintreffen. Ziel des dritten Projekts ist es somit, zu untersuchen, wie Referenzpunkte die Bildung von Erwartungen im Zeitverlauf beeinflussen können. Insgesamt zielen wir mit unserer Forschungsagenda darauf ab, einheitliche Muster in den Erwartungen aufzudecken, die in der Lage sind, ein breiteres Spektrum von Fehlern in der Erwartungsbildung zu synthetisieren. Einerseits können die aus dieser Forschungsagenda resultierenden Daten verwendet werden, um finanzwirtschaftliche Modelle zu entwickeln, die viele Verhaltensmerkmale mit einer geringeren Anzahl von Parametern erfassen können. Andererseits können die Erkenntnisse zur Verbesserung des Verbraucherschutzes und zur Entwicklung von Leitlinien für die Finanzmarktregulierung genutzt werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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