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Erstellung eines wissenschaftlichen feministischen Kommentars zu den Ordnungen Mo`ed ("Festzeiten"), Zera'im ("landwirtschaftliche Bestimmungen") und Toharot ("Reinheitsgebote") des Babylonischen Talmuds
Antragstellerin
Professorin Tal Ilan, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung
Förderung von 2005 bis 2010
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5445893
Ansätze für eine - wenn auch noch nicht feministisch zu nennende - so doch stärker Frauenthemen betonende Lesart der talmudischen Tradition lassen sich in gewissem Sinne bereits in der Wissenschaft des Judentums in Deutschland im 19, Jh. ausmachen. Durch Vertreibung und Zerstörung des deutschen Judentums in der Shoa haben diese in ihrer Zeit sehr fortschrittlichen und provokativen Entwicklungen ein jähes Ende gefunden. Daher sind heute die Zentren einer modernen feministisch orientierten judaistischen Forschung in Israel und Amerika zu finden. Im Blick auf die feministische Arbeit an der rabbinischen Tradition fällt jedoch auf, dass dieser Literatur bei weitem nicht soviel Aufmerksamkeit geschenkt wurde wie etwa der Hebräischen Bibel oder auch dem Neuen Testament, wenngleich in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts einige grundlegende Einzelstudien erschienen sind. Mit dem Vorhaben, den Babylonischen Talmud einer wissenschaftlichen feministischen und gender-spezifischen Analyse und Kommentierung zu unterziehen, wird erstmals systematisch und umfassend das zentrale Werk der rabbinischen Literatur und Tradition untersucht, dessen Relevanz nicht nur in seiner religionsgeschichtlichen Bedeutung besteht, sondern auch in seiner Bindungskraft für ein gegenwärtiges sich religiös verstehendes Judentum - gleich welcher Denomination. Eine relecture dieses kanonischen Werkes unter strenger Einhaltung historischer, religionsgeschichtlicher und philologisch-kritischer Methodik stellt ein dringendes Desiderat der Forschung dar und wird darüber hinaus im aktuellen gesellschaftlichen Diskurs, national wie international, rezipiert und diskutiert werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen