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Diagenese von anthropogenen Siedlungsspuren in Höhlensedimenten von Sibudu, Südafrika

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2005 bis 2007
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5449128
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Zur breiten Einbindung der Organischen Petrologie in die Analyik von anthropogen-geprägten Höhlensedimenten führte die Vorstellung, dass frühe Menschen sehr viele ihrer Bedürfnisse durch die Verwendung biogenen Materials abdeckten. Pflanzen dienten neben Nahrungszwecken z.B. als Unterlage, Isolation, Brennstoff, der Harz- und Fasergewinnung und Herstellung von Flechtwerk. Spuren dieser Materialien sind i.d.R. in den archäologischen Sedimenten erhalten und lassen nach Identifizierung und Charakterisierung Rückschlüsse auf den Umgang der Bewohner mit den organischen und biogenen Rohstoffen zu. Ähnlich zahlreich sind die Verwendungsmöglichkeiten von tierischen Substanzen. Die bis dato stark auf die Entschlüsselung von sog. site formation-Prozessen ausgerichtete Dünnschliffmikromorphologie (Courty et al. 1989) kann die Auswertung der organischen und biogenen Sedimentbestandteile nur in beschränktem Maße leisten. Inzwischen werden die organisch-petrologische Methoden in den Fundstellen Kebara Cave (Israel), Pech de l'Aze IV (Frankreich) und Hohle Fels (Deutschland) angewandt und mit den konventionellen mikromorphologischen Daten verknüpft. Somit gelangt man zu einer besseren Fundstelleninterpretation insbesondere in Bezug auf die anthropogenen Aktivitäten. Die Projektforschung umfasst mineralogische und organisch-petrologische Untersuchungen. Zur Bestimmung der mineralogischen Zusammensetzung wurden lose Sedimentproben und Dünnschliffe mit Fourier-Transform-Infrarotspektroskopie (FTIR), Rasterelektronenmikroskopie (SEM-EDAX) und Durchlichtmikroskopie untersucht. Zusätzlich wurden von ausgesuchten Proben aus Feuerstellen und umgebendem Sediment Phytolithen (Pflanzenopal) extrahiert, um die Intensität der Feuernutxung in Sibudu zu erschließen. Die genaue Kenntnis der Sedimentmineralogie ist Voraussetzung für das Verständnis der diagenetischen Prozesse im Rahmen der Sedimentbildung und konsequenterweise für die Bestimmung von sogenannten „site formation processes", deren Verständnis für die Fundstelleninterpretation unverzichtbar ist. Die anthropogen geprägten Sedimente erfuhren verhältnismäßig geringfügige mineralogische Umwandlungen, verglichen mit Höhlensedimenten ähnlichen Alters und ähnlich hohem Anteil an Pflanzenaschen (wie z.B. Kebara, Hayonim). Horizonte mit besonders groß und reichlich ausgebildeten sekundären Gipsknöllchen korrelieren mit Phasen höherer Feuchtigkeit. Ein weiterer für die archäologische Interpretation wichtiger Befund ist die Identifizierung und Charakterisierung von Pflanzenaschen-Residuen, die sich im Feldbefund nicht als Aschevorkommen identifizieren lassen. Basisdaten für die Interpretation von Erhitzungs- und Verbrennungsprodukten von Knochen, die in den Sibudu-Sedimenten zahlreich vorkommen, wurden mittels organischer Petrologie zunächst an einem Feuerstellenexperiment erhoben. Die Auswertung zeigt eine breites Spektrum an Erhitzungs und Verbrennungsprodukten, die zum einen genaue Temperaturanzeiger bilden, zum anderen mit ihren Ursprungssubstanzen in Verbindung gesetzt werden können. Die organisch-petrologische Datenerhebung muss auf Folgestudien ausgedehnt werden, um unterschiedliche Verbrennungsprozessen und Feuerstellen-Typen gerecht zu werden. Dann kann ein sinnvoller Vergleich mit den organischen Resten der Sibudu-Sedimente vorgenommen werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2005). Geoarchaeology Working Group Meeting. Bayreuth, Germany. May 2005. Experimentelle Archäologie: Ein Knochenfeuer fiir die Urgeschichtsforschung
    Schiegl, S, Ligouis, B. & N.J. Conard
  • (2005). Platz der Organischen Petrologie in der Geoarchäologie an Beispielen von Feuerstellen- und Höhlensediment-Untersuchungen. 72. Sitzung der Arbeitsgemeinschaft für Kohlen- und Organische Petrologie, 24. Juni 2005, Geologisches Institut der Universität Tübingen
    Schiegl, S. & Ligouis, B.
  • (2006). Experimental Archaeology, Bone Fires and Palaeolithic Behavior. 71st Annual Meeting of the Society for American Archaeology, San Juan, Puerto Rico. 26.-30. April 2006
    Schiegl, S., Ligouis, B., Goldberg, P. & Conard, N.J.
  • 2006. The Middle Stone Age sediments at Sibudu: results from FTIR and microscopic analyses. Southern African Humanities 18 (1): 149-172
    Schiegl, S. & Conard, N.J.
  • (2007). Congress of the European Geoscience Union. Vienna, Austria, April 2007. The micromorphology of Paleolithic cave sites of the Swabian Jura, Baden-Württemberg, Germany
    Miller, C., P. Goldberg, S. Schiegl, N. J. Conard
  • (2007). Kebara, Sibudu, Hohle Fels und Nasca-Palpa: der Beitrag der Geoarchäologie zur Erkundung menschlichen Verhaltens. Colloquium Praehistoricum, Institut für Archäologische Wissenschaften, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, 09. Mai 2006
    Schiegl, S.
  • (2008). High resolution study of Prehistoric combustion features: insights on how Neandertals used fire at Kebara Cave (Israel). Table ronde "Taphonomie", 27-29 mai 2008, Cépam. Taphonomie des résidus organiques brûlés et des structures de combustion en contexte archéologique
    Berna, F., Ligouis, B., Albert, R.M., Schiegl, S., Bar-Yosef, O. & Goldberg, P.
 
 

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