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Anwendung forensischer Methoden zur Analyse prähistorischer Handabdrücke – Ein daktyloskopischer Ansatz

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 545203024
 
Darstellungen von Händen sind in der Höhlen- und Felskunst weit verbreitet. Allein aus dem Paläolithikum der südfranzösischen Ardècheregion stammen mehr als 600 solcher jungpaläolithischer Abbildungen in Form von Handpositiven, -negativen und Handinnenflächenabdrücken. Weshalb Menschen solche Abbilder hinterließen, wird in der Forschung lebhaft diskutiert. Könnte es sich um Signaturen handeln oder besteht möglicherweise eine Verbindung zu apotropäisch motivierten Ritualen in animistisch geprägten Gesellschaften? Von Extremitäten hinterlassene Abdrücke interessieren heutzutage insbesondere Strafverfolgungsbehörden. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass sowohl Handflächen als auch Fußsohlen im Gegensatz zum restlichen menschlichen Körper mit der sogenannten Leistenhaut bedeckt sind, die feingliedrige Strukturen (Papillarleisten) aufweist. Der Leistenverlauf ist von Mensch zu Mensch, sogar bei eineiigen Zwillingen, unterschiedlich und während des Lebens unveränderlich. Aufgrund dieser Umstände kommt sogenannten daktyloskopischen Spuren im Rahmen von Personenidentifizierungsverfahren eine entscheidende Rolle zu. Wegen der sehr speziellen, zur Identifizierung benötigten Expertise arbeiten wir in diesem Projekt mit dem LKA Baden-Württemberg zusammen. Ein maßgeblicher Anteil archäologischer Arbeit ist es, das Verhalten in der Vergangenheit lebender Menschen zu rekonstruieren. Dadurch kann im Idealfall ein Individuum identifiziert werden. Auch in Bezug auf die paläolithische Höhlenkunst elektrisiert die Frage, wer seinerzeit diese Höhlen betrat und die imposanten Malereien anfertigte. Die Analyse von daktyloskopischen Spuren lässt es wie keine andere Methode zu, ganz bestimmte Individuen zu identifizieren. Im Rahmen des Projektes sollen jungpaläolithische Handabdrücke daktyloskopisch untersucht werden. Die zu analysierenden Darstellungen stammen aus dem Kontext der frankokantabrischen Höhlenkunst. Im Mittelpunkt des Projektes steht die an der Ardèche gelegene Grotte aux Points, in der eine große Anzahl an Handinnenflächenabdrücken mit erstaunlicher Erhaltung abgebildeter Papillarleisten entdeckt wurde. Dieses Kunstensemble weist frappierende Ähnlichkeiten zur berühmten Grotte Chauvet auf. Auf den Forschungsergebnissen aufbauend soll die Methode bei der Untersuchung zweier weiterer, in Spanien gelegener Fundstellen getestet werden, bei denen sich ein vergleichbares Potential andeutet. Es wird darum gehen, ob die Abrücke in einer Fundstelle von derselben oder unterschiedlichen Personen hinterlassen wurden. Kann man bei diesen Kunstensembles von einer "Einzelurheberschaft" oder einem "kollektiven Akt" ausgehen? Darüber hinaus sollen biologischer und morphologischer Hintergrund der daktyloskopischen Spuren und spezifische Herstellungstechniken der Darstellungen adressiert werden. Im Rahmen des Projektes streben wir an, unsere Kenntnisse zur Urheberschaft der paläolithischen Höhlenkunst mithilfe der daktyloskopischen Methode deutlich zu erweitern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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