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Theaterzettel als Textsorte, Indikatoren kultureller Selbstpositionierung und Parameter kulturwissenschaftlicher Forschung

Subject Area Theatre and Media Studies
Term from 2005 to 2008
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5452155
 
Theaterzettel sind eine bisher wissenschaftlich nicht ausgewertete Textsorte, die über ihre Funktion als theaterhistorische Quellen hinaus als Indikatoren kultureller Paradigmenwechsel wahrgenommen werden können. Sie korrespondieren mit dem Öffentlichkeitscharakter des Theaters, indem sie, dem medialen Charakter der Institution folgend, als originelles Medium zum Transfer spezifischer Theatralisierungsprozesse dienen und entsprechend auf diese Eigenschaft als Informationsträger untersucht werden können. Die synchrone und diachrone Analyse der erschlossenen Bedeutungsträger gibt Auskunft über Habitusveränderungen und die Wechselwirkung zwischen ästhetisch-theatralen und allgemein-kulturellen Wandlungsprozessen. Im Fokus der wissenschaftlichen Auswertung stehen die Formen kultureller Selbstpositionierung, die sich im Wandlungsprozess der Gestaltung des Theaterzettels ablesen lassen. Theaterzettel sind unter produktionsästhetischem Aspekt Teil einer Erinnerungskultur, denn sie waren in ihrem Entstehungskontext funktional als Erinnerungsträger gedacht. Diese Bedeutung gewinnen sie heute unter rezeptionsästhetischem Interesse zurück, da sie als Teil des kulturellen Gedächtnisses fungieren. Der Vergleich unterschiedlicher Theaterzettel aus privaten und kommunalen Theatern, klassischen Spartentheatern und einem zunehmend breiteren Spektrum alternativer Theaterformen macht evidente Parameter erkennbar, die sich für eine kulturwissenschaftliche Analyse bis hin zur Komparatistik nutzen lassen. Die Provenienzen offerieren einen elaborierten gattungspoetischen Code, dessen kulturhistorische Relevanz aus literaturwissenschaftlicher Perspektive zu erschließen ist. Theoretische und methodische Fundierung verstehen sich als Beitrag zur Ausdifferenzierung der kulturwissenschaftlichen Forschung, da sie teilhaben am Fundus einer Rhetorik jeweiliger kultureller Öffentlichkeit und ihrer gestischen Verfahren. Das Projekt nutzt die herausragende, sich ergänzende Quellenlage in zwei Düsseldorfer Archiven, um die kulturwissenschaftlich relevanten Aspekte der Gattung Theaterzettel exemplarisch herauszuarbeiten und für den Wissenschaftsdiskurs fruchtbar zu machen. Es geht davon aus, dass sich im rheinischen Mikrokosmos mit seiner reichen Theaterkultur und einer soziologisch und politisch komplexen Geschichte in besonderer Verdichtung die dem Medium eigenen Phänomene herauskristallisieren lassen. Da die kulturelle Entwicklung einer Region in hohem Maße abhängig ist von den institutionellen Möglichkeiten des Kulturtransfers, werden am Beispiel der Stadt Düsseldorf die mediale Besonderheit für den Kulturträger Theater insgesamt als auch Aspekte der regionalen Identitätsfindung sichtbar. Über das so rekonstruierte Bild der kulturellen Aktivitäten in der Region und ihrer Machtdiskurse hinaus lassen sich auch der Stellenwert und die Formen der Behauptung einer kulturellen Identität generell zeigen. Die im Projekt implizierte Ebene eines kolloquialen Austauschs sichert die Relevanz der Forschungen im Kontext des aktuellen kulturwissenschaftlichen Diskurses.
DFG Programme Research Grants
 
 

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