Rekonstruktion westafrikanischer Regenwaldrefugien mit Hilfe Laubstreu bewohnender Anuren - ein phylogeographischer Ansatz
Final Report Abstract
Bisher nahm man an, dass in Westafrika drei größere Regenwaldgebiete (Nimbaberge, Cape Palmas und Cape Three Points) im Laufe klimatischer Fluktuationen konstant bestehen blieben und als Rückzugsgebiete für Regenwaldorganismen dienten. Vermutlich werden dieselben Waldgebiete auch während zukünftiger Klimaschwankungen als Regenwaldrefugien von Bedeutung sein. Unsere phylogeographischen Analysen von waldabhängigen Froscharten haben gezeigt, dass diese drei Gebiete in der Vergangenheit tatsächlich als westafrikanische Refugien dienten. Es gab jedoch wesentlich mehr solcher Refugialräume. Unsere Daten weisen darauf hin, dass auch andere, teilweise kleinere Waldgebiete als Rückzugsgebiete dienen, und dass es sich bei der Waldlandschaft während vergangener Glaziale eher um eine Art Wald-Savannen-Mosaik als um einzelne, große, von Savanne umgebene Waldblöcke handelte. Diese Daten sind zum einen auf wissenschaftlicher Ebene für die allgemeine Debatte über Glazialrefugien in den Tropen und deren Beschaffenheit von großer Bedeutung. Zum anderen sind sie für den Regenwaldschutz in Westafrika, wo die Abholzungsrate sehr hoch ist, von großer Anwendungsrelevanz. Sie zeigen, dass diverse Wälder an bislang nicht postulierten geographischen Orten für die langfristige Erhaltung der regionalen Diversität sehr wichtig sind. Es müssen also auch weitere und evtl. kleinere Waldgebiete einen hohen Schutzstatus erhalten und nicht nur die vermuteten drei bzw. andere große Waldblöcke. Für Westafrika bedeutet dies, dass die noch bestehenden Wälder intensiver geschützt werden müssten. Bisher wurde die Qualität der Wälder in Abhängigkeit der aktuellen Biodiversität festgelegt, wobei diese nicht unbedingt der Biodiversität im nachhaltigen Sinne entsprechen muss. Unsere Ergebnisse bestätigen, dass phylogeographische Analysen waldabhängiger, standorttreuer Organismen eine geeignete Methode sind, um Regenwaldrefugien zu detektieren, da sich historische Muster in der Evolution einzelner Arten widerspiegeln und die genetische Diversität eine Aussage über die Persistenz von Lebensräumen in der Erdgeschichte zulässt. Überraschungen im Projektverlauf gab es bezüglich zweier Aspekte. Zum einen zeigten unsere phylogeographischen Analysen, dass es in Westafrika wesentlich mehr Regenwaldrefugien gibt als bisher angenommen wurde. Zum anderen führten unsere genetischen Analysen zur Entdeckung zahlreicher neuer Arten von Laubstreufröschen. Die untersuchten Gattungen Phrynobatrachus und Arthroleptis scheinen wesentlich mehr Arten zu beinhalten als bisher bekannt waren. Bisher wurden unsere Ergebnisse nicht in Publikumsmedien behandelt. Durch eine intensive Vortragstätigkeit auf vielen nationalen und internationalen Konferenzen konnten wir unsere Ergebnisse jedoch bereits jetzt einem großen Fachpublikum bekannt machen. Nach der Publikation unserer Hauptergebnisse werden wir versuchen, diese über Pressemitteilungen auch einem noch größeren Publikum zu vermitteln.
Publications
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