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Der Shashmaqam in Buchara/Usbekistan

Subject Area Musicology
Term from 2005 to 2011
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5454477
 
In Buchara, einer Hochburg orthodoxer sunnitischer Gelehrsamkeit und einer bedeutsamen Pilgerstätte des Sufi-Ordens der Naqshbandiya, entwickelten einheimische Musiker am Hofe auf dem Höhepunkt einer langen Tradition eine zyklische musikalische Großform, in der die wichtigsten damals bekannten Formen, Genres, Rhythmen und Modi zusammengefasst und geordnet wurden: den Shashmaqam. Ziel des Projektes ist die Erforschung, Dokumentation, Rekonstruktion und Analyse des heute verloren gegangenen komplexen zyklischen Aufbaus des Bucharischen Shashmaqam (einschließlich der ursprünglichen Texte) und schließlich die Publikation. Im Mittelpunkt steht nicht nur die Auswertung der ältesten, bisher unerforschten schriftlichen Quellen (Texte und Notationen) aus dem 18.-20. Jh., sondern vor allem auch die Analyse der bis heute von Ari Babakhanov (geb. 1934) bewahrten Version des Shashmaqam, die sein Großvater, der inzwischen legendäre jüdische Sänger und Musiker am Hofe der letzten beiden Emire, Levi Babakhan (1874-1926) in frühsowjetischer Zeit an seinen Sohn Moshe (1911-1983) und dieser dann an den Enkel übermittelt hat. Ari Babakhanov, der letzte Kenner und Interpret der alten höfischen Version des Bucharischen Shashmaqam, ist vor zwei Jahren von Usbekistan nach Deutschland (Leipzig) emigriert. Diese außerordentlich günstige Gelegenheit ist zugleich auch die letzte Chance, den Shashmaqam in seiner Historizität und Komplexität zu erforschen. (Da sein hohes Alter ein Aufschieben des Projektes nicht zulässt, beginnen wir mit den Tonaufnahmen noch in diesem Jahr.) Durch Analyse der musikalischen Struktur, der traditionellen Terminologie und der alten Textquellen kann erstmalig wissenschaftlich detailliert nachgewiesen werden, dass der Shashmaqam unter dem Einfluss des Sufismus als ein der Weltschöpfung adäquater musikalischer Kosmos geschaffen und rezipiert wurde. Als Beitrag zu einem ganzheitlichen Verständnis einer traditionellen islamischen Kultur ist das Projekt auch für die Orientalistik, Islamwissenschaft, Kulturwissenschaft und Politik interessant.
DFG Programme Research Grants
 
 

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