Experimentelle Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung von Institutionen zur Überwindung sozialer Dilemmata
Final Report Abstract
Kernthema des Forschungsprojekts war die endogene Wahl von institutionellen Rahmenbedingungen in sozialen Dilemma-Situationen. Versuchspersonen entscheiden sich in einem endogenen Auswahlprozess – trotz anfänglich großer Zurückhaltung – für eine Interaktion in einem institutionellen Rahmen, der Bestrafungen zulässt. Die Institution ohne Strafemöglichkeiten stirbt völlig aus. In der Institution mit Strafmöglichkeiten müssen die Teilnehmer anfänglich hohe Effizienzverluste hinnehmen, erreichen aber nach einiger Zeit nahezu vollständige Kooperation. Diese erlaubt es dann ohne Strafen auszukommen und hohe Effizienzgewinne zu generieren. Dieser „Erfolg“ der Institution mit Strafmöglichkeiten induziert die Frage, warum die anfängliche Akzeptanz so gering ist. Die Zurückhaltung gegenüber der Strafinstitution lässt sich reduzieren, wenn die Versuchspersonen über die Spielergebnisse einer Vorgängergruppe informiert werden (social history) oder wenn der Strafmechanismus so ausgestaltet wird, dass nur noch geringer Beitragende bestraft werden können (limited punishment). Diese Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit der konkreten Ausgestaltung der Strafinstitution für die Akzeptanz. Sie zeigen aber auch, dass trotz allem eine (anfängliche) Aversion gegen Strafmöglichkeiten bestehen bleibt und erst schlechte Erfahrungen mit der Institution ohne Strafmöglichkeit zur mehrheitlichen Akzeptanz von Strafen führt. Multiple Bestrafungsstufen führen nicht notwendigerweise zu einem „Versagen“ der Strafinstitution. Welche anderen Mechanismen dienen der effektiven Beförderung von Kooperation in sozialen Dilemmata? Belohnungsmechanismen, selbst wenn sie effizienzsteigernd sind, haben keine nachhaltige Wirkung. Die Interaktion von Reputations- und Strafmechanismen erweist sich als äußerst effizient. Das Vorhandensein von Strafmöglichkeit wird zwar zusätzlich zu effektiven Reputationsmechanismen bevorzugt, jedoch wird die Strafausübung wesentlich reduziert und führt somit zu einem hoch effizienten Ergebnis. Die Frage, wie explizit vorhandene Reputationsmöglichkeiten sein müssen und ob auch sehr subtile Formen von Reputation bereits wirksam sind, hat eine interessante Seitenlinie zu diesem Projekt eröffnet. Diese wurde im Rahmen des Projekts angerissen und wird nun in Folgestudien außerhalb des Projekts genauer untersucht. Entstehen die sozialen Konflikte im Rahmen von Teamarbeit, so zeigt sich der Einsatz von Managern als vorteilhaft. Im Experiment wird die endogene Bildung von Unternehmenshierarchien nachvollzogen. Auch in diesem Kontext halten die obigen Ergebnisse: Bestrafung wird gewählt und wirkt stärker als Belohnung. In Situationen, in denen der Manager individuell von erhöhtem Arbeitseinsatz profitiert, verliert das durch ihn gegebene „gute Beispiel“ seine Wirkungskraft, einen erhöhten Arbeitseinsatz der Teammitglieder zu induzieren. In einem dynamischen sozialen Dilemma, in dem die Beitragsmöglichkeiten vom vergangenen Kooperationsverhalten des Individuums und der Gruppe abhängen, kooperieren Spieler weniger als in einem vergleichbaren statischen Spiel. Obwohl im Vergleich zum statischen Fall die Bedingungen für die Bestrafungsinstitution erschwert sind, „funktioniert“ sie auch im dynamischen Fall als Mittel zur Kooperationssteigerung. Wird auch der Regelgenerierungsprozess endogenisiert, so treten überraschende Ergebnisse zu Tage, die wir in Folgeprojekten untersuchen wollen. Im Verlauf der Regelentwicklung wird auf die anfänglich häufig gewählte (zentralisierte) Bestrafung verzichtet und es werden verstärkt psychologische Mittel zur Kooperationssteigerung genutzt. Offensichtlich frei erfundene „Frames“ erweisen sich als äußerst wirkungsvoll. Bemerkenswert ist weiterhin, dass das Vorenthalten detaillierten Feedbacks zu deutlicher Kooperationssteigerung führen kann.
Publications
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The Competitive Advantage of Sanctioning Institutions, Science, 2006, 312, 108-111; Reprinted in: Experimental Economics in Germany, Austria, and Switzerland, A. Sadrieh and J. Weimann (eds.)
Gürerk, Ö., Irlenbusch, B. und B. Rockenbach
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The efficient interaction of indirect reciprocity and costly punishment, Nature, 2006, 444, 718-723
Rockenbach, B. und M. Milinski
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Spying on Others Evolves, Science, 2007, 317, 464-465
Milinski, M. und B. Rockenbach
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Not just hot air: Normative codes of conduct induce cooperative behaviour, Review of Managerial Science, 2008, 183-197
Lauer, T., Rockenbach, B. und P. Walgenbach
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Relative Rewards within Team-Based Compensation, Labour Economics, 2008, 141-167
Irlenbusch, B. und G. Ruchala
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Motivating Teammates: The Leader’s Choice of Positive and Negative Incentives, Journal of Economic Psychology, 2009, 591-607
Gürerk, Ö., Irlenbusch, B. und B. Rockenbach