Theoretische und empirische Analyse des Leasings auf der Basis der Institutionenökonomik
Final Report Abstract
Bislang wurde Leasing in seiner Bedeutung vor allem auf steuerliche oder bilanzielle Motive des Leasingnehmers zurückgeführt. Diese Argumentation greift jedoch zu kurz, vertragliche Ausstattungsmerkmale, durch die sich Leasing vom besicherten Kredit(kauf) und von der Miete unterscheidet, werden vernachlässigt. In der vorliegenden Forschungsarbeit werden zwei Differenzierungs‐ merkmale aufgegriffen, um ökonomische Vorteile von Leasing herauszuarbeiten: Über das Aussonderungsrecht einerseits und die Optionsrechte andererseits lassen sich Effizienzwirkungen nachweisen, die die Nachteile externer Effekte reduzieren können. Damit schließen wir eine Lücke und liefern einen Beitrag zu einer umfassenderen „Theorie des Leasings“. Die Ergebnisse dürften daher nicht nur von hohem wissenschaftlichem Interesse, sondern auch von hoher Relevanz für die praktische Anwendung sein: Sie reduzieren Leasing nicht nur auf steuerliche und bilanzielle Effekte, so dass die Vorteilhaftigkeit von Leasing nicht von möglichen Regelungsänderungen des Fiskus‘ oder der nationalen und internationalen Standardsetzer abhängt. Sie zeigen, dass Leasing einen darüber hinaus gehenden ökonomischen Wert besitzt. Die Forschungsarbeit war in mehrere Schritte gegliedert: • Zunächst haben wir die rechtlichen Grundlagen erarbeitet, worin sich Leasing von den anderen Vertragsarten unterscheidet. Da Leasingverträge gemäß BGH‐Urteil „in erster Linie“ dem Mietrecht unterliegen, sind die allgemein‐rechtlichen Unterschiede vor allem gegenüber dem besicherten Kreditkauf festzustellen. • In einem zweiten Schritt wurde analysiert, inwiefern die vertragsrechtlichen Unterschiede einen ökonomischen Wert haben. Dabei haben wir festgestellt, dass Leasing die Nachteile einer asymmetrischen Informationsverteilung besser bewältigen kann als ein vergleichbarer besicherter Kredit. Dieser Zusammenhang wurde für das Unterinvestitionsproblem sowie die Durchsetzbarkeit von Zahlungsströmen (Diversion‐Ansatz) modelliert. Eigene empirische Untersuchungen bestätigen, dass ein Leasinggeber Verwertungsvorteile realisieren kann. Anhand eines Datensatzes konnte die Verwertungskompetenz eines Leasinggebers aufgezeigt werden, der Verlust bei Ausfall des Schuldners ist für einen Leasinggeber geringer als für einen vergleichbaren besicherten Kreditgeber. • Der dritte Schritt greift mit den Optionsrechten ein vertragliches Ausstattungsmerkmal auf, durch das sich Leasing sowohl von der Miete als auch vom besicherten Kreditkauf abhebt. Das entwickelte Modell zeigt, dass sowohl das Kaufoptionsrecht als auch das Andienungs‐ recht unter bestimmten Bedingungen Effizienzverbesserungen bewirken können. Die Forschungsergebnisse werden in insgesamt vier Arbeitspapieren dargestellt. Der Beitrag über die rechtlichen Grundlagen ist vor allem für Praktiker interessant, die sich im nationalen Leasingmarkt bewegen. Die beiden Beiträge zu den Folgen asymmetrischer Informationsverteilung fassen die ökonomischen Vorteile von Leasing zusammen, die aufgrund der rechtlichen Einordnung entstehen. Sie lassen sich in gängigen Zeitschriften im deutschsprachigen Raum veröffentlichen. Der Beitrag zur Theorie residualer Kontrollrechte zeigt einen neuen theoretischen Blickwinkel auf. Aufgrund des innovativen Ansatzes ist eine Veröffentlichung in einer angesehenen Zeitschrift denkbar.
Publications
- (2010): Die Allokation residualer Kontrollrechte bei Leasingverträgen. Working Paper, Universität zu Köln
Hartmann‐Wendels, Thomas/Winter, Jens
- (2010): Ein Überblick über die rechtliche Stellung des Leasinggebers bei Zahlungsverzug und Zahlungsausfall. Working Paper, Universität zu Köln
Hartmann‐Wendels, Thomas/Winter, Jens
- (2010): Leasing aus institutionenökonomischer Sicht am Beispiel des Unterinvestitionsproblems. Working Paper, Universität zu Köln
Hartmann‐Wendels, Thomas/Winter, Jens
- (2010): Verwertungsvorteile bei Leasingverträgen – Ein Diversion‐Ansatz. Working Paper, Universität zu Köln
Hartmann‐Wendels, Thomas/Winter, Jens