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Verschmutzte Flüsse, Infrastruktur und die Politik von Multispezies-Gesundheit in Rio de Janeiro, Brasilien

Antragsteller Dr. Valentin Meilinger
Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 545739306
 
Das Projekt untersucht urbane Wasserverschmutzung als ein Problem des Anthropozäns, in den Gesellschaften gesundheitsgefährdenden städtischen Umwelten erleben, die sie mitproduziert haben. Umweltpolitische Akteure gestalten diese Umwelten immer mehr nach dem Konzept der planetarischen Gesundheit um, das die Kodependenz von menschlicher und ökologischer Gesundheit betont. Dies spiegelt einen breiteren Trend der Bewältigung städtischer Umweltkrisen durch systembasierte Ansätze wie Resilienz wieder. Jedoch prägen verschiedenen Kräfte und Praktiken die Umsetzung solcher Ansätze, wobei Technologie oft zentral ist. Die Kernprämisse hier ist, dass Technologie eine wichtige aber wenig explizit erforschte politische Rolle dabei spielt, wie Akteure verflochtene urbane Umwelt- und Gesundheitsprobleme verstehen und bewältigen. Zentral untersucht das Projekt die politische Rolle von Technologie und ihrer Beziehungen zum nichtmenschlichen Leben bei der Produktion und Umgestaltung ungesunder städtischer Umwelten. Mit diesem Fokus wird gezeigt, wie systembasierte Ansätze zur Stadtnatur, die durch Technologie realisiert werden, ungesunde städtische Umwelten und deren Governance formen. Das Projekt umfasst eine qualitative Fallstudie in Rio de Janeiro zu einer gekoppelten Umwelt- und Gesundheitskrise durch urbane Wasserverschmutzung. Es wird untersucht, wie mangelnde Abwassersysteme, gestörte Flussökosysteme und technisches Versagen zur Verschmutzung des Wasserversorgungssystems mit Geosmin, einer Verbindung aus Blaualgen, die in den örtlichen Flüssen wachsen, geführt haben. Zudem wird untersucht, wie Akteure Technologien einsetzen, um die Ursachen und gesundheitlichen Folgen dieser Krise unterschiedlich darzustellen, und wie verschiedene infrastrukturelle Reaktionen als politische Strategien dienen. Die Studie rekonstruiert, wie verschiedene "technologische Kulturen von Stadtnatur" im Kontext der Wasserverschmutzung in Rio aufeinandertreffen und in Konflikt geraten. Dabei stützt sich das Projekt auf Debatten in der Urbanen Politischen Ökologie, der Kulturgeographie, in Studien zur städtischen Infrastruktur sowie in Wissenschafts- und Technologiestudien. Der Begriff der technologischen Kulturen von Stadtnatur wird geschärft, um ungleiche Machtverhältnisse, Ambivalenzen und politische Möglichkeiten aufzuzeigen, wenn städtische Umwelten nach systembasierten Ansätzen umgestaltet werden. Zudem diskutiert das Projekt nichtmenschliches Leben als Teil urbaner Infrastrukturen und konzeptualisiert die Politik von menschlicher und ökologischer Gesundheit durch die Diskussion von Multispezies-Infrastrukturen. Das Projekt nutzt das Konzept der "Technopolitik" städtischer Infrastrukturen aus meiner Doktorarbeit und fokussiert stärker auf politische Beziehungen zwischen Technologie und nichtmenschlichem Leben. Ziel ist es, eine Forschungsagenda zu globalen technologischen Kulturen von Stadtnatur mit Fokus auf urbane Wasserproblemen zu etablieren.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

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