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Wörter in unterschiedlichen Sprachen abwägen: Eine empirische, gebrauchsbasierte konstruktionsgrammatische Studie von Gewichtseffekten auf die Konstituentenfolge im Englischen und Slowakischen

Antragsteller Dr. Jakob Horsch
Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 546954102
 
Wie interagiert kognitive Effizienz mit Typologie, um die Konstituentenfolge verschiedener Sprachen zu beeinflussen? Das Projekt beantwortet diese Frage mit einer empirischen Studie des Heavy NP Shift (HNPS) in Englisch und Slowakisch, die sich an den Polen des analytisch-synthetischen Spektrums befinden. Dabei geht es um eine Änderung von [V NP PP], das in Englisch als grammatikalisiert gilt (Hawkins 1994: 20) zu [V PP NP], wenn die NP schwerer ist. Grund sind Verarbeitungseffizienz-/Gewichtseffekte; Sprecher neigen dazu, schwere (lange) vor leichten (kurzen) Konstituenten zu platzieren. Während HNPS im Englischen mit seiner starren Wortfolge eingehend untersucht ist, besteht eine Lücke bei slawischen Sprachen, die synthetischer/flexibler sind. Im Fokus steht Slowakisch, wo ausschließlich Informationsstruktur als Einfluss auf Wortstellung diskutiert wird. Goldbergs Tenet #5 (2003: 19) besagt jedoch, dass allgemeine kognitive Effekte, inkl. Gewicht, zu sprachübergreifenden Gemeinsamkeiten führen, sodass es unwahrscheinlich ist, dass Slowakisch nicht auch HNPS aufweist. Zudem besagt Hawkins‘ Performance-Grammar-Correspondence-Hypothese (PGCH; 2004: 5), dass fixierte Wortfolgen analytischer Sprachen ([V NP PP] in Englisch) aufgrund von Gebrauchspräferenzen von synthetischen Sprachen widerspiegelt werden. Daher gibt es vermutlich auch im Slowakischen eine bevorzugte, evtl. grammatikalisierte [V NP PP]-Folge, obwohl diese Phänomene im Slowakischen aufgrund seiner Synthetizität wohl weniger ausgeprägt sind. Vor dem Hintergrund der gebrauchsbasierten Konstruktionsgrammatik, wo syntaktische Muster wie [V NP PP] als Argument-Structure-Konstruktionen bezeichnet werden (ASC; Goldberg 2002, 2006), ist dies die erste kontrastive konstruktionistische Studie von HNPS, die einem sog. korroborativen Ansatz folgt (Hoffmann 2007, 2011), bei dem Korpus- und experimentelle Daten verwendet werden. Dazu wird mit dem Ľudovít-Štúr-Institut für Linguistik der Slowakischen Akademie der Wissenschaften eine neue Korpusfamilie erstellt und veröffentlicht, wobei Texte von Radio Slowakei International verwendet werden. Diese Texte ermöglichen die Untersuchung von Gewichtseffekten auf Sprachplanung, und nicht nur Parsing. Weitere Zusammenarbeit erfolgt mit dem Institut für Tschechische Sprache und Kommunikationstheorie der Karls-Universität Prag. Die Experimente werden an zwei Partneruniversitäten in den USA und der Slowakei mit der MET-Methode (Bard et al. 1996; Cowart 1997; Hoffmann 2013) durchgeführt. Ich nehme an, dass Slowakisch wie Englisch (Goldbergs Tenet #5) Gewichtseffekte/HNPS aufweist und eine bevorzugte [V NP PP]-Reihenfolge hat, die die des Englischen (PGCH) widerspiegelt, jedoch aufgrund seiner Typologie weniger ausgeprägt ist (freiere Wortstellung). Die Studie beantwortet Fragen zu kognitiven und typologischen Auswirkungen auf die Wortfolge und trägt zu unserem Verständnis des Englischen und Slowakischen sowie zu unserem allgemeinen Verständnis von Sprache bei.
DFG-Verfahren WBP Stipendium
Internationaler Bezug Slowakei, Tschechische Republik
Gastgeberinnen / Gastgeber Dr. Jana Levická; Professor Dr. Radek Simik
 
 

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