FOR 481: Discrimination and Tolerance in Intergroup Relations
Final Report Abstract
Das Anliegen der Forschergruppe war, Möglichkeiten und Bedingungen für positive Beziehungen zwischen sozialen Gruppen zu untersuchen und Maßnahmen zu ihrer Förderung abzuleiten und zu prüfen. Diesem Zweck diente die Analyse relevanter Prozesse mit Blick auf das gesamte Spektrum von Intergruppenbeziehungen, konflikthafter und feindseliger wie respektvoller oder wertschätzender. Diese Arbeiten wurden, in den im Folgenden anhand von Ergebnisbeispielen erläuterten drei größeren Forschungsschwerpunkten organisiert, im letzten Förderungszeitraum fortgesetzt, wobei zwei Teilprojekte sowie eine assoziierte Nachwuchsgruppe schon abgeschlossen waren und zwei neue integriert wurden. Innerhalb des ersten Schwerpunkts der Analyse grundlegender Informationsverarbeitungsprozesse konnten Untersuchungen zur Erfassung von Vorurteilen mit impliziten Maßen (Projekt Wentura) zeigen, dass affektives Priming zur validen Einstellungsmessung über eine bloße Valenzdifferenzierung hinaus geeignet ist. Die Untersuchung entwicklungspsychologischer Aspekte automatischer Vorurteilsaktivierung legte außerdem nahe, dass sich die bekannte Divergenz impliziter und expliziter Maße erst bei älteren Schülern entwickelt (Projekt Steffens). Untersuchungen zum Prozess der automatischen Stereotypaktivierung (Projekt Rothermund) konnten die etablierten Gewissheiten in Frage stellen, dass bloße Kategorieninformation zur Stereotypaktivierung führt. Im Gegensatz dazu sprechen die Ergebnisse für eine deutlich differenziertere Aktivierung und Nutzung von Stereotypen, da diese maßgeblich durch zusätzlich erforderliche Kontextinformation geprägt wird. Ein weiteres Beispiel für zentrale Arbeiten in diesem Bereich ist die Analyse kognitiver Prozesse bei der Stereotypenbildung, die vor allem Hinweise auf eine wesentlichere Rolle metakognitiver Defizite beim Schlussfolgern gegenüber Einflüssen von Gedächtnisverzerrungen ergaben (Projekt Meiser). Einen weiteren Schwerpunkt stellte die Untersuchung negativer Beziehungen zwischen Gruppen dar. In zahlreichen experimentellen Studien wurde in diesem Zusammenhang beispielsweise gezeigt, dass minimale und maximale Ziele zu einem unterschiedlichen Grad der Abwertung von anderen Gruppen führen. Es deutete sich an, dass Perspektivenübernahme zu einer Verbesserung der Beziehung zwischen sozialen Gruppen beiträgt (Projekt Mummendey). Unter einer Sozialisationsperspektive konnte weiterhin die Rolle elterlicher Einstellungen auf die Entwicklung intergruppaler Orientierungen Jugendlicher herausgearbeitet werden, wobei Prozesse intergenerationaler Einstellungstransmission wie der Projektion identifiziert wurden (Projekt Noack). Weiterhin konnte der Nutzen des Eigengruppenprojektionsmodells (IPM) über bekannte Faktoren hinaus für die Erklärung der Beziehungen zwischen Hetero- und Homosexuellen gezeigt werden (Projekt Steffens). Die Manipulation der Repräsentation einer übergeordneten Gruppe kann darüber hinaus in bestimmten Fällen gezielt zur Herstellung positiver Intergruppenbeziehungen eingesetzt werden. Im Rahmen eines Modells gruppenbasierter Kontrolle (Projekt Fritsche) konnten schließlich komplexe gesellschaftliche Bedrohungen (z.B. Terrorismus, Klimawandel) mit automatischen, inhaltsunspezifischen ethnozentrischen Tendenzen in Verbindung gebracht werden. Eine vermittelnde Rolle spielt hier die subjektive Wahrnehmung von geringer Kontrolle. Eine integrative Perspektive wurde ergänzend zu diesen Forschungen in einer Metaanalyse von Studien zum Zusammenhang grundlegender Persönlichkeitsfaktoren und Vorurteilen eingenommen, die sich auf Ergebnisse aus 90 Forschungsjahren im internationalen Feld stützte (Projekt Mitte). Wichtiger als die Bestätigung der Bedeutung von Offenheit und Verträglichkeit für Vorurteilsäußerungen sind Hinweise auf die vermittelnde Rolle von sozialer Dominanzorientierung und Autoritarismus sowie auf Ungenauigkeiten in Einschätzungen, die nur einzelne Big 5-Faktoren und nicht deren Zusammenspiel berücksichtigen. Den dritten Bereich formten Untersuchungen zu positiven Beziehungen zwischen Gruppen und Interventionen zur Verbesserung ihrer Beziehungen. Den Kern bildete eine umfängliche Interventionsstudie bei Grundschulkindern (Projekt Beelmann), die im dritten Förderungszeitraum längsschnittlich fortgeführt wurde und nicht zuletzt Hinweise auf die Nachhaltigkeit der realisierten Trainingsmaßnahmen erbrachte. Die Forschungsarbeiten schlugen sich in einer Vielzahl von Publikationen und Kongressbeiträgen für die nationale und internationale Fachöffentlichkeit wie auch in Disseminationsaktivitäten für relevante Akteure und die breite Öffentlichkeit nieder. Gleichzeitig betrieb die Forschergruppe, aus der zahlreiche Promotionen resultierten, durch ihre Betreuungsaktivitäten und gezielte Programmangebote eine erfolgreiche Nachwuchsförderung. Über die realisierte Schwerpunktsetzung und die Forschergruppenprofessur wurde schließlich eine Linie des M.Sc.-Programms am Jenaer Institut für Psychologie maßgeblich mitgestaltet.