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Musico Pratico - Pietro Pontios Dialoge in Übersetzung, digitaler Auswertung und kritischer Rezeption
Antragsteller
Professor Dr. Fabian C. Moss
Fachliche Zuordnung
Musikwissenschaften
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 550042083
Der in Parma, Bergamo, Pavia und Mailand tätige Kapellmeister, Komponist und Musiktheoretiker Pietro Pontio (1532-1596) legte in den Jahren vor 1600 zwei für die damalige Praxis und Theorie gleichermaßen aufschlussreiche Traktate im Dialogformat vor: den "Ragionamento di musica" (1588) sowie den "Dialogo ove si tratta della theorica e prattica di musica" (1595). Beide Schriften sind Schlüsseltexte dafür, wie Komponisten der späten Renaissance und des Frühbarock Musik gelernt haben. Trotz ihrer lang anhaltenden Rezeption und unumstrittenen Bedeutung wurden sie noch nie übersetzt, in modernen und nachhaltigen kritischen Ausgaben ediert und philologisch aufbereitet. Ziel des Projektes "Musico Pratico" ist die Bereitstellung eines modernen und für die heutige Forschung, Musikpraxis und Lehre nutzbaren Zugangs zu den Quellen. Hierbei werden die komplementären Expertisen der beteiligten Institutionen in Basel und Würzburg produktiv vernetzt. Das Projekt steht auf drei Säulen: 1.) Digitale Edition und Übersetzung (deutsch/englisch) der zwei Traktate inklusive der Musikbeispiele. Die digitalen Text- und Musikkodierungen werden nach den aktuellen TEI- und MEI-Standards erstellt und auf darauf zugeschnittenen Online-Infrastrukturen präsentiert. Alle Ergebnisse werden open access über eine digitale Plattform zugänglich gemacht. Durch Kommentare und einen Glossar wird eine Positionierung Pontios im musikalischen, musiktheoretischen, ästhetischen und kulturellen Kontext seiner Zeit vorgenommen. 2.) Korpusforschung. Die Musikbeispiele Pontios werden mit digitalen Methoden analysiert, etwa hinsichtlich synoptischer Vergleiche verschiedener Sätze zu einem Cantus firmus, statistischer Charakterisierungen der Klangsyntax und exemplarischer Vergleiche mit Werken anderer Komponisten. Dazu werden zwei Korpora definiert: A) Pontios zahlreiche, aber nur verbal angegebene Literaturbeispiele aus Kompositionen des 16. Jahrhunderts und B) Pontios eigene innovative Notenbeispiele im Vergleich mit späteren Traktaten, die ein ähnliches Prozedere aufweisen. 3.) Kontrapunktmethodik. Ein praktischer Aspekt heutiger Rezeption besteht in der quellenbasierten Entwicklung einer innovativen Didaktik für die heutige Lehre in Musiktheorie (Kontrapunkt, Analyse, Improvisation) an Musikhochschulen und Universitäten. Durch interaktive Formate und mediale Verbreitung soll das in der Fachwelt schon länger bekannte Potenzial von Pontios didaktischen Dialogen einem breiteren Nutzerkreis zugänglich gemacht werden. Das Projekt "Musico Pratico" sieht jeweils ein musikwissenschaftliches Dissertationsprojekt in Basel und Würzburg vor. Im Rahmen eines Weave-Projekts ist ein ideales Zusammenwirken der spezifischen Kompetenzen der beteiligten Institutionen möglich. Die breite Aufstellung verbindet somit in innovativer Weise musikwissenschaftliche Untersuchung, modernste Editionstechniken, digitale Korpusforschung und künstlerisch-pädagogische Praxis.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Schweiz
Kooperationspartner
Professor Dr. Johannes Menke
Mitverantwortliche
Privatdozent Dr. Christian Reul; Dr. Torsten Roeder
