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Biopolitik im Wiener Feuilleton der Zwischenkriegszeit. Close Readings und quantitative Analysen von Themen in Zeitungen
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Urte Helduser; Professor Dr. Nils Reiter
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 550309711
Das Forschungsvorhaben widmet sich dem Feuilleton Wiener Tageszeitungen der Zwischenkriegszeit aus einer literatur- und wissensgeschichtlichen Perspektive und mit Methoden der Digital Humanities (DH) und der Computerlinguistik (CL). Untersucht werden soll die Verhandlung biopolitischen Wissens, insbesondere der Diskurs über Eugenik. Das Wiener Feuilleton ist diesbezüglich von besonderer Bedeutung, da die österreichische Metropole in der Zwischenkriegszeit ein Zentrum der medizinisch-biologischen Forschung und ihrer populären Vermittlung war und als gesellschaftspolitisches Laboratorium für die Reformprojekte der sozialdemokratischen Stadtregierung des "Roten Wien" diente. Das Projekt zielt auf eine vergleichende Untersuchung der beiden führenden Wiener Tageszeitungen des frühen 20. Jahrhunderts, der Arbeiter-Zeitung (AZ) und der Neuen Freien Presse (NFP), die beide prägenden Einfluss auf das politische und kulturelle Leben hatten. Ziel ist es, die vielfältigen Erscheinungsformen des Zeitungsfeuilletons zwischen gesellschaftlicher Debatte, Wissenschaftskommunikation, Literatur und Kunst zu untersuchen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den in Zeitungen veröffentlichten fiktionalen Texten, vor allem Romanen und Erzählungen. Romane und Erzählungen von Autoren wie Joseph Roth, Leo Perutz, Veza Canetti, Gina Kaus, Rudolf Brunngraber, Marta Karlweiß, Karel Čapek, Karl Schönherr und anderen, die in der AZ und NFP veröffentlicht wurden, spiegeln die zeitgenössischen Eugenik-Diskurse in einer bisher kaum erforschten Dimension wider. Die Verbindung der Wissensgeschichte mit medien- und gattungsbezogenen Perspektiven auf das Feuilleton wird nicht zuletzt die ästhetische Dimension biopolitischen Wissens in der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts beleuchten. Mit der von der Österreichischen Nationalbibliothek im Projekt ANNO durchgeführten Retrodigitalisierung der beiden Zeitungen steht ein umfangreiches digitales Textkorpus zur Verfügung, mit dem nun auch Verfahren aus Computerlinguistik und DH für die datengetriebene Forschung zur Wissensgeschichte fruchtbar gemacht werden können. Am Ausgangspunkt des Vorhabens steht die Aufbereitung des Korpus durch eine Verbesserung des OCR sowie zur Erkennung des Layouts, die dann quantitative Analysen auch auf der Ebene von Artikeleinheiten ermöglichen soll. Auf der Basis des aufbereitenden Korpus werden wir Entwicklungen des Diskurses über Eugenik im Verlauf des Untersuchungszeitraums verfolgen. Dazu werden wir uns auf bestimmte Begriffe konzentrieren und Techniken zur Disambiguierung entwickeln. Das aufbereitete digitale Korpus wird über eine Plattform für die weitere Forschung zur Verfügung gestellt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Österreich
Partnerorganisation
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
Kooperationspartner
Professor Dr. Roland Innerhofer
