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Ästhetische Ambiguitätstoleranz: Skandale der deutschsprachigen Literatur im diachronen Vergleich (18.–19. Jahrhundert)

Antragstellerin Dr. Nursan Celik
Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 550713423
 
Ausgangspunkt des Projektvorhabens ist die Beobachtung, dass seit geraumer Zeit in öffentlichen und hierbei insbesondere in kulturellen und politischen Diskursen wiederholt der Verlust einer Ambiguitätstoleranz moniert wird, der sich exemplarisch etwa am Aufkommen und der Etablierung einer sogenannten „Cancel Culture“ äußere. Unter ,Ambiguitätstoleranz‘ wird gemeinhin die kognitionspsychologische Fähigkeit verstanden, Mehrdeutigkeiten und Widersprüche auszuhalten. In einem engeren Sinne kann eine fehlende Ambiguitätstoleranz auf das Unvermögen hindeuten, Sachverhalte polyperspektivisch zu erfassen und damit eine Anfälligkeit für rigide bis hin zu autoritäre Urteils- und Ordnungssysteme signalisieren. Das Projektvorhaben dient dem Ziel, die These vom sukzessiven Rückgang an Ambiguitätstoleranz anhand des literarischen Feldes und dort konkret am Beispiel von ausgewählten deutschsprachigen Literaturskandalen zu hinterfragen. Hierfür werden einschlägige Literaturskandale diachron verglichen, die sich im Zeitraum vom 18. bis zum 19. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum ereignet haben. Aus drei Gründen fokussiert das Projekt zwei Jahrhunderte: Zum ersten ermöglicht der Vergleich von Fallbeispielen zweier vergangener Jahrhunderte, literaturhistorische und rezeptionsästhetische Entwicklungen in einem größeren Rahmen zu ermitteln. Zum zweiten wird ein Vergleich erleichtert, insofern die beiden ausgewählten Jahrhunderte zusammen betrachtet als die (Früh-)Moderne der Literaturgeschichte gelten können. Zum dritten markiert das späte 18. Jahrhundert, das als Startpunkt gewählt wird, den Beginn weitreichender Autonomisierungs- respektive Ausdifferenzierungsprozesse des Kunstsystems sowie der Herausbildung einer breiteren Öffentlichkeit nach heutigem Verständnis, wie sie sich erst im ausgehenden 18. Jahrhundert entfalten konnte und eine wichtige Voraussetzung für (Literatur-)Skandale darstellt. Das Projektvorhaben orientiert sich methodisch an einem mixed-methods-Ansatz: Das bislang hauptsächlich kognitionspsychologisch aufbereitete Phänomen der Ambiguitätstoleranz soll unter Zuhilfenahme literaturempirischer und -soziologischer Herangehensweisen an Literaturskandale untersucht werden. Die Auswahl des Korpus an Literaturskandalen erfolgt vornehmlich auf Basis der beiden Kriterien, dass sich diese erstens frühestens im späten 18. Jahrhundert ereigneten und zweitens im deutschsprachigen Raum stattfanden und deutschsprachige Literatur oder Literaten zum Gegenstand haben.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

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