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Hungern fürs Gedächtnis - Konsolidierung ohne Schlaf

Antragsteller Professor Dr. Jan Born
Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 551073620
 
In den letzten zwei Jahrzehnten haben zahlreiche Forschungsarbeiten, einschließlich meiner eigenen, gezeigt, dass Schlaf eine zentrale Rolle für die Konsolidierung von Langzeitgedächtnisinhalten spielt. Doch ist der Schlaf für die Langzeitgedächtnisbildung wirklich entscheidend? Einzelne Arbeiten aus jüngster Zeit lassen vermuten, dass Langzeitgedächtnis auch ohne Schlaf gebildet werden kann, wobei es scheint, dass solche schlafunabhängigen Konsolidierungsprozesse durch organismische Bedürfnisse wie z.B. Hunger verstärkt werden. Schlafunabhängige, durch Bedürfnisse hervorgerufene Konsolidierungsprozesse könnten in der Tat adaptive Vorteile besitzen, wenn beispielsweise Hunger bei der Nahrungssuche die Bildung eines Langzeitgedächtnisses für die durchsuchte Umgebung begünstigt. In diesem Projekt möchte ich - erstmals bei Säugern - zeigen, dass und wie Hunger Gedächtnisinhalte konsolidiert. In einer Kombination aus Human- und Tierversuchen (an Nagern) sollen die spezifischen Bedingungen und die zugrundeliegenden neuronalen Mechanismen eines durch Hunger induzierten Gedächtniskonsolidierungsprozesses charakterisiert werden. D.h. es sollen die potenzielle Abhängigkeit des Konsolidierungsprozesses von der Art der Stimuli, die zeitliche Persistenz des konsolidierten Gedächtnisinhaltes sowie die Abhängigkeit des Abrufs der Gedächtnisinhalte von externen (räumlichen) und internen (Bedürfnissen) Kontextaspekten untersucht werden. Am Nagermodell sollen die neuronalen Schaltkreise identifiziert werden, die der hungerbedingten Gedächtniskonsolidierung zugrunde liegen. Insbesondere soll geprüft werden, ob der durch Hunger hervorgerufene Konsolidierungsprozess durch Reaktivierungen ("Replay") neuropeptiderger (NPY, MCH) Neuronenensembles im Hypothalamus ausgelöst wird, die auch an der Vermittlung des Hungersignals beteiligt sind. Schließlich soll untersucht werden, ob und wie hungerabhängige hypothalamische und schlafabhängige hippokampale Konsolidierungsprozesse interagieren. Die Ergebnisse dieses Projekts sollen die Grundlagen für ein übergreifendes Konzept der Langzeitgedächtnisbildung liefern, in dem organismische Bedürfnisse wie Hunger und der Schlaf in synergistischer Weise zusammenwirken, um Gedächtnisinhalte langfristig zu konsolidieren.
DFG-Verfahren Reinhart Koselleck-Projekte
 
 

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