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MeerMenschen zwischen Mythos, Alltag und Nachleben. Tanzwissenschaftliche Perspektiven des Transfluiden
Antragstellerin
Professorin Dr. Mariama Diagne
Fachliche Zuordnung
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 551119255
Die Nachwuchsforschungsgruppe widmet sich den Darstellungsweisen und Verkörperungspraktiken von MeerMenschen. Fiktive Figuren wie Arielle, liest das Vorhaben der Gruppe als Symbole für den intervenierenden Blick und den kritischen Gaze einer Schaukultur des imaginierenden Blickens und Spürens, die ihre Anfänge im Etablieren einer mythischen Norm (Lorde 1984) hat (MYTHOS). In deutschen Kunsträumen nimmt das Interesse am Ozeanischen zu, ebenso wie die Beschäftigung mit transatlantischen Wassergeistern und Figuren wie der Mami Wata oder der Yemanjá, insbesondere durch künstlerische und rituelle Praktiken sowie Interessen an Identitäten des Zwischen und Queeren. Parallel wird Mermaiding, das Schwimmen mit einem Fischschwanz, zunehmend populär und entwickelt sich zu einem professionellen Lifestyle mit Umweltbewusstsein (ALLTAG). MeerMenschen intervenieren in den Kanon stereotyper Bewegungen und Körperbilder und fordern die etablierte Kultur und Kunstszene heraus. Undinen in der Literatur oder im Ballett schmiegen sich noch in den Kanon der „High Art“ ein. Die Konsumartikel um Meerjungfrauen und Männer, die aktuell die Regale füllen und nicht nur als Spielzeug, sondern auch als Emanzipationsfiguren (Diversität an Körper, Haut, Haar, Geschlecht) eingesetzt werden, lassen sich nur schwer unter „High Art“ einordnen. Zugleich zeigen sie jedoch eine Nähe zu den Darstellungen der MeerMenschen aus dem Globalen Süden, die mitunter mit den Undinen im Globalen Norden korrespondieren (NACHLEBEN). Das Vorhaben widmet sich demnach der Erforschung von MeerMenschen und ihrem transfiguralen Verhältnis zu Mythos, Alltag und Nachleben. Die Hypothese des Projekts postuliert MeerMenschen als Schlüsselfiguren der Diversität. Sie verkörpern Figurationen, die transnational, transkulturell und transsektional sind und Einfluss auf die Schreibqualitäten der Diversität nehmen. Die spezifische Typografie und Schreibweise des Projekttitels, mit dem Auslassen des Spatiums und dem Großschreiben von Meer und Menschen, verdeutlicht bereits diesen Einfluss: Die Gleichzeitigkeit von Differenzen wird betont und in direkten Bezug zueinander gesetzt. MeerMenschen symbolisieren die Verschmelzung von Raum und Körper und verweisen auf ein spezifisches Umgebungswissen, insbesondere das der Diasporität. Das Projekt untersucht performative und audiovisuelle Darstellungen sowie rituelle Verkörperungen von Wasserwesen, Meer(jung)frauen und Meermännern, beginnend von der Transmoderne bis in die Gegenwart. Die Diversität der Schlüsselfiguren spiegelt sich auch in den Schauplätzen wider, die von den Ozeanen und Flüssen im Kontext des Black Atlantic bis zum kleinen See vor dem Schloss Nennhausen in Brandenburg reichen, dem Entstehungsort von Friedrich Baron de la Motte Fouqués Undine. Die Perspektive des Projekts erstreckt sich somit über geografische und disziplinäre Grenzen hinweg und trägt zu einem tanzwissenschaftlichen Beitrag der Diversitätsforschung und Reflexion von Kanonfragen bei.
DFG-Verfahren
Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
