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Ein sparsames Modell kognitiver Verzerrungen

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Roland Imhoff; Professorin Dr. Aileen Oeberst
Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 551294889
 
Eine essenzielle Erkenntnis aus der psychologischen Forschung ist, dass die Informationsverarbeitung von Menschen häufig verzerrt ist. Inzwischen sind verschiedene Verzerrungen identifiziert und empirisch nachgewiesen worden. So überschätzen Menschen beispielsweise das Ausmaß, in dem ihre Meinungen geteilt werden, und sie legen bei der Bewertung von Verhalten unterschiedliche Maßstäbe an, je nachdem, ob es sich um ein Mitglied der eigenen oder einer anderen Gruppe handelt, um nur zwei zu nennen. Für viele dieser Verzerrungen gibt es ganze Forschungsstränge, die sich größtenteils nicht aufeinander beziehen und somit die Identifikation gemeinsamer Grundsätze behindern. In einer kürzlich veröffentlichten Arbeit haben wir eine Reihe separat erforschter Verzerrungen (z. B. bias blind spot, hostile media bias, ego-/ethnocentric bias, outcome bias) zusammengebracht, indem wir vorschlugen, dass sie sich auf dasselbe "Rezept" zurückführen lassen. Konkret schlugen wir vor, dass eine endliche Anzahl unterschiedlicher Verzerrungen - auf der Prozessebene - Varianten des "Bestätigungsfehlers" darstellen, also der Tendenz der Menschen, Informationen so zu verarbeiten, dass sie mit ihren vorherigen Überzeugungen übereinstimmen. Der Unterschied zwischen den verschiedenen Verzerrungen besteht somit im Wesentlichen in der spezifischen Überzeugung, welche die Informationsverarbeitung leitet. Dabei haben wir jedoch auch vorgeschlagen, dass verschiedene Verzerrungen sogar dieselbe zugrunde liegende Überzeugung teilen und sich nur in dem spezifischen Ergebnis der Informationsverarbeitung unterscheiden, das bewertet wird (d. h. in der abhängigen Variable). Mit anderen Worten, wir haben ein Modell vorgeschlagen, das ausreicht, um mehrere verschiedene Verzerrungen zu erklären, und das somit einen vereinfachten Ansatz im Vergleich zu den derzeitigen theoretischen Erklärungen dieser Verzerrungen bietet. Aus dieser integrativen Perspektive haben wir auch mehrere neue Hypothesen abgeleitet. Das Hauptziel des vorliegenden Projekts besteht darin, diese empirisch zu testen. Auf der Grundlage einer Pilotstudie, welche die standardmäßige Existenz der von uns vorgeschlagenen Grundüberzeugungen bestätigte, wollen wir fünf Hypothesen testen, die sich auf (1) eine einheitliche Gegenmaßnahme für siebzehn verschiedene Verzerrungen, (2) sechs Grundüberzeugungen als organisierende latente Faktoren für die siebzehn Verzerrungen, (3) einen Zusammenhang zwischen der Überzeugung, korrekte Einschätzungen vorzunehmen, zu Verzerrungen, die auf anderen Überzeugungen beruhen, (4) eine verzerrte Informationsverarbeitung, die die grundlegende Überzeugung, korrekte Einschätzungen vorzunehmen, nährt, und (5) einen Eigengruppenfehler für Gruppen, denen man weder angehört noch mit denen man sich identifiziert, die man aber für gut hält, beziehen. Zur Überprüfung dieser Hypothesen sollen in vier Arbeitspakete insgesamt 35 Teilstudien (geplantes N = 12.550) durchgeführt werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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