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Externalisiertes Bewusstsein? Amerikanischer Realismus, Behaviorismus und Neobehaviorismus an der Schnittstelle von Wahrnehmung und Umwelt
Antragsteller
Privatdozent Dr. Matthias Neuber
Fachliche Zuordnung
Geschichte der Philosophie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 552255185
Sowohl der amerikanische Neorealismus als auch der amerikanische kritische Realismus des frühen 20. Jahrhunderts werden im Hinblick auf ihr Verhältnis zu dem sich gleichzeitig entwickelnden Behaviorismus und Neobehaviorismus in der Psychologie untersucht und kritisch gewürdigt. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen der Begriff des Bewusstseins sowie die Frage nach den Hintergründen, Vorzügen und Grenzen einer externalistischen Interpretation desselben. Die angewandte Methode ist historisch-kritisch. Auf der inhaltlichen Seite wird sich zeigen, dass die Vertreter des Neorealismus für einen direkten, nicht-repräsentationalen Zugang zur wahrnehmbaren Wirklichkeit plädierten, während die Vertreter des kritischen Realismus eine eher indirekte, repräsentationalistische Konzeption anstrebten. Im Zusammenhang mit dem psychologiehistorischen Teil des Projekts ist zu berücksichtigen, dass sich der Behaviorismus als erste genuin amerikanische Spielart der experimentellen Psychologie zu Beginn der 1910er Jahre entwickelte. Nach dem klassischen behavioristischen Ansatz sind introspektive Methoden zu verwerfen, da mentalistische Begriffe wie 'Geist' oder 'Bewusstsein' ohne jeden Erklärungswert sind. Der behavioristische Experimentator definiert Verhalten durch eine direkte Reiz-Reaktions-Beziehung und braucht daher nichts hinter dem Verhalten, um es zu erklären. Diese radikal anti-mentalistische Sichtweise wurde vom Neobehaviorismus, der sich in den 1920er Jahren zu entwickeln begann, in Frage gestellt. Aus Sicht des Neobehaviorismus sollten mentalistische Konzepte zumindest als nützliche Werkzeuge in der psycho-behavioralen Forschung zugelassen werden. Angesichts dieser interdisziplinären ideengeschichtlichen Konstellation werden im Rahmen des Projekts die folgenden Fragen behandelt: (1) In welchem Verhältnis stand der amerikanische Neorealismus zum klassischen Behaviorismus? (2) Inwieweit bereitete der amerikanische Neorealismus den Boden für den Neobehaviorismus? (3) Was genau waren die Gründe für die Ablehnung des klassischen Behaviorismus durch den amerikanischen kritischen Realismus? (4) Gab es eine wesentliche Verbindung zwischen dem amerikanischen kritischen Realismus und dem Neobehaviorismus? (5) Wie verhielten sich die zeitgenössischen Strömungen des Pragmatismus, Operationalismus und logischen Empirismus zu den sich parallel entwickelnden Programmen des kritischen Realismus und des Neobehaviorismus? Bei der Behandlung dieser Fragen wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass die Untersuchung der komplexen Wechselbeziehungen zwischen amerikanischem Neorealismus, kritischem Realismus, Behaviorismus und Neobehaviorismus geeignet ist, Einsichten und Ansätze aufzuzeigen, die für die systematische Bewertung aktueller Debatten, insbesondere im Bereich der Philosophie des Geistes, aufschlussreich sind. Der Externalismus im Hinblick auf Bewusstsein hat eine interdisziplinäre Geschichte, die es wert ist, in größerem Rahmen untersucht zu werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Niederlande, Österreich, USA
Kooperationspartner
Privatdozent Dr. Christian Damböck; Professor Gary Hatfield; Professor Dr. Sander Verhaegh
