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Wer darf dazugehören? Zeitgenössische Rassismusdebatten und der Rassendiskurs in der "Neuen Afrikanischen Diaspora" in Deutschland

Antragsteller Dr. Samsondeen Ajagbe
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 552554974
 
Dieses Forschungsprojekt kombiniert soziologische Modelle der ‚Rassifizierung‘ mit aktuellen Forschungen in Soziolinguistik und kritischer Diskursanalyse, insbesondere im Rahmen des neueren Ansatzes der raciolinguistics. Ziel ist es, Diskussionen über Diskriminierung, Rasse und "sozialen Aufstieg" innerhalb der nigerianischen und breiteren westafrikanischen Einwanderergemeinschaften in Deutschland zu untersuchen. Ebenfalls Ziel ist es, gegenwärtige afrikanische Migranten und Flüchtlinge im Paradigma der afrikanischen Diaspora zu untersuchen - eine Diaspora, die durch die Anziehungskraft Europas und nicht wie vorherige durch Sklaverei und Kolonialismus geschaffen wurde. Dabei ist diese neueste Wanderungsbewegung deutlich zu unterscheiden von „Afro-Deutschen“, die den Schwerpunkt früherer Forschungen zu Diskriminierung, Rassismus und Rassifizierung in Deutschland bildeten. Aktuelle Studien zur Mobilität von Afrikanern, die in Deutschland nach sozialer Stabilität streben, stützen sich oft auf einen ethnisch basierten Ansatz, der Individuen nach ihren ethnischen oder geografischen Ursprüngen einordnet. Infolgedessen neigen Diskussionen unter Politikern und Wissenschaftlern dazu, ethnische Faktoren im Prozess der Einschätzung etwaiger Herausforderungen und Umstände afrikanischer Migranten in Deutschland Vorrang vor rassischen Überlegungen einzuräumen. Rasse bleibt jedoch für den Großteil der Afro-Diasporaner ein wesentlicher Faktor bei der Erklärung ihres Lebens in Deutschland, insbesondere im Hinblick auf das Problem der stagnierenden sozialen Mobilität in der afrikanischen Diasporagemeinschaft. Daher, wie verwenden die Mitglieder der 'Neuen afrikanischen Diaspora' 'Gegen-Rassifizierung', um Rassismus zu widerstehen und bestehende Rassenkategorien in Deutschland herauszufordern? Die Datenbasis der Studie ist das „Corpus of African Race Discourse in Germany“ (CARD-G), das soziolinguistische Interviews aus einem vorangegangenen DFG-geförderten Projekt mit speziell für die vorliegende Studie konzipierten Folgeinterviews kombiniert. Insgesamt werden die Daten umfassende Einblicke in die Wahrnehmung der Befragten zu Rasse und Rassismus in Deutschland liefern. Die Studie kombiniert eine ‚rassiolinguistische‘ Perspektive (insbesondere die Entstehung von Begriffen für rassifizierte Gruppen) mit einem soziologischen Modell, das Rassifizierung als einen wechselseitigen Prozess betrachtet, bei dem afrikanische Einwanderer von der ansässigen Mehrheit als „anders“ abgestempelt werden, aber auch ihre eigene Handlungsfähigkeit behalten, indem sie sich dieser Ausgrenzung widersetzen durch Strategien der defensiven Gegenrassifizierung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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