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Neue Musik vermitteln: kommunikative, mediale und performative Strategien Musikschaf- fender (1918–1938)
Antragstellerin
Professorin Dr. Kordula Knaus
Fachliche Zuordnung
Musikwissenschaften
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 553061439
Mit den neuen Ästhetiken und Kompositionstechniken einer musikalischen Moderne um und nach 1900 driften die Erwartungshaltungen eines Konzert- und Opernpublikums und die tatsächliche Musikproduktion einer musikalischen Avantgarde zunehmend auseinander. Vielerorts wird bemängelt, dass die „neue“ Musik nicht mehr zugänglich oder verstehbar sei. Musikschaffende reagieren darauf mit verschiedenen Strategien, ihre Musik an ein Publikum zu kommunizieren. Es werden Präsentationsplattformen (z.B. Konzertreihen oder Gesellschaften) für Neue Musik gegründet. Einführungsvorträge, Aufsätze, Interviews, Programmvermerke und Gespräche begleiten Aufführungen und Neuerscheinungen. Auch das in den 1920er Jahren entstehende Medium Rundfunk wird vermehrt genutzt. Äußerungen von Musikschaffenden wurden in der Forschung bislang primär als Aussagen über ihr Werk oder ihre ästhetischen Ansichten betrachtet. Im Projekt werden sie erstmals umfassend als kommunikative Akte mit einem realen oder imaginierten Publikum in einer sich im Umbruch befindenden Musik- und Medienwelt aufgefasst. Ziel ist es, Erkenntnisse darüber zu erlangen, in welcher Art und Weise und durch welche Medien und Plattformen avantgardistische Musikschaffende ihre Musik vermittelten, welches Zielpublikum sie adressierten und in welche breiteren Diskurse über Neue Musik ihre Äußerungen eingebettet werden können. Als erstes wird das Projekt das Verhältnis zwischen neu gegründeten Plattformen und etablierten Institutionen in den Blick nehmen, wobei der Fokus der konkreten Untersuchungen insgesamt auf dem deutschsprachigen Raum liegt. Welche Möglichkeiten boten letztere den Musikschaffenden, um ihre Musik zu vermitteln (z.B. Programmzeitschriften, Einführungsvorträge) und inwiefern berücksichtigten Musikschaffende in ihren Vermittlungsangeboten die vielfältigen Publikumssegmente? Umgekehrt stellt sich die Frage, ob neu gegründete Vereine, Gesellschaften oder Konzertreihen völlig neue Konzepte entwickelten und wie sich Musikschaffende selbst darin einbrachten. Zum zweiten zielt das Projekt darauf ab, Texte und Ereignisse, in denen sich Musikschaffende über ihre Musik äußern, in einen größeren Rahmen einzubetten und innerhalb der Diskurse über Neue Musik zu positionieren. Die Perspektiven reichen hier von der Frage der Erziehung des Publikums bis zur gesellschaftspolitischen Bedeutung von Neuer Musik. Auch der Einfluss der entstehenden faschistischen und nationalsozialistischen Regime und Diktaturen wird thematisiert. Zum dritten wird das Projekt durch einen Fokus auf kommunikative, mediale und performative Strategien nicht nur das „was“, sondern auch das „wie“ der Vermittlungstätigkeiten in den Blick nehmen. Die Materialität von Medien sowie die Dramaturgie und performative „Inszenierung“ bestimmter Inhalte wird untersucht. Theoretische und methodische Zugänge aus Kommunikations-, Medien, und Theaterwissenschaft werden damit erstmals auf die Akte der Musikvermittlung durch Musikschaffende angewendet.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
