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Die politische Sprache der Wehrhaftigkeit in Deutschland 1871 - 1990
Antragsteller
Professor Dr. Wolfram Pyta; Professor Dr. Martin Wengeler
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 553312684
Das Projekt zielt darauf ab, die politische Handlungsmacht von Sprache an einem besonders aussagekräftigen Beispiel zu untersuchen: dem Diskurs über Wehrhaftigkeit in Deutschland zwischen 1871 und 1990. Es geht dabei von der erkenntnisleitenden These aus, dass dieser politikmächtige Diskurs in Richtungsentscheidungen maßgeblich eingeflossen ist. Daraus ergibt sich ein Forschungsdesign, das geschichtswissenschaftliche und polito- bzw. diskurslinguistische Ansätze miteinander verzahnt. Das geschichtswissenschaftliche Forschungsinteresse konzentriert sich darauf, inwieweit in drei politischen Systemen - Kaiserreich, Weimarer Republik, Bundesrepublik Deutschland - Weichenstellungen (Militärgesetze, Flottenprogramm; Revision des Versailler Vertrags; Wiederbewaffnung, Nachrüstung) durch Diskurshoheit über das dynamische Diskursfeld "Wehrhaftigkeit" erfolgten. Dabei richtet sich der Blick sowohl auf Entscheidungsträger in der Regierung als auch in Parlamenten und Parteien. Das Projekt strebt an, auf diese Weise sprachliche Faktoren freizulegen, die im Bereich von Militär-, Sicherheits- und Außenpolitik in die Entscheidungsprozesse so eingebracht wurden, dass die getroffenen Entscheidungen so ausfielen, wie sie ausgefallen sind. Insofern möchte es einen wichtigen Beitrag zum Forschungsfeld der Kulturgeschichte von Entscheidungen leisten. Die Sprache der "Wehrhaftigkeit" ist auf einen politischen Gebrauch hin komponiert, der vom geschichtswissenschaftlichen Part hinsichtlich der Entscheidungsrelevanz dieses Diskurses in den Blick genommen wird. Dies erfordert eine Sensibilität für sprachliche Konstruktionsprozesse, deren Ergebnisse die Implementierung von Sprache als Entscheidungsfaktor mitbestimmen. Hier setzt der polito-/diskurslinguistische Projektteil an. Er zeigt auf, wie die politische Sprache der "Wehrhaftigkeit" verfasst war, damit sie in Entscheidungsprozesse Eingang finden konnte. Das Diskursfeld "Wehrhaftigkeit" zeichnet sich dabei voraussichtlich vor allem durch einen spezifischen Wortschatz wie auch durch spezifische Argumentationsmuster aus. Mit Hilfe diskurslinguistischer Methoden soll daher gezeigt werden, wie "Wehrhaftigkeit" durch unterschiedliche Diskursakteure mit unterschiedlichen Interessen heterogen konstruiert wird und welche Perspektiven auf die jeweiligen in Frage stehenden Entscheidungen dabei hegemonial waren und sich durchgesetzt haben. Beide Projektteile sind so miteinander verwoben, dass eine von den ProjektbearbeiterInnen und den Antragstellern gemeinsam verfasste Monographie die Ergebnisse dieses interdisziplinären Vorhabens aufnehmen soll. Damit beschreitet das Projekt Pionierarbeit, weil es hinsichtlich einer polito-/diskurslinguistisch unterfütterten Kulturgeschichte politischer Entscheidungen kein Vorbild gibt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
