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Ein 'hebräischer Dante': Mose da Rietis "Miqdash Me'at", kultureller Hintergrund und Rezeptionsgeschichte

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 553771889
 
Mose ben Yitzḥaq von Rieti (Mosè di Gaio, Rieti 1388-Rom, vor 1466) war der wichtigste jüdisch-italienische Philosoph und Dichter der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Sein Hauptwerk, Miqdash Me'at (Kleines Heiligtum), ist ein Gedicht von etwa 4.400 hebräischen Versen in Terza Rima (das Versmaß in Dantes Divina Comedia) mit religiösem, wissenschaftlichem und philosophischem Inhalt. Rieti verwendet eine Unterteilung, die den verschiedenen Bereichen des Jerusalemer Tempels entspricht, und erläutert zunächst die profanen oder „äußeren“ Wissenschaften des mittelalterlichen Triviums und Quadriviums. Er bezieht sich insbesondere auf verschiedene Denker der Antike, wie Aristoteles, Euklid, Ptolemäus und Porphyr, sowie auf arabische (al-Fārābi, al-Ghazālī, Avicenna, Averroes) und jüdische (Gersonides) Philosophen. Sein Hauptbezugspunkt ist Maimonides, der die profanen Wissenschaften mit der Tora „versöhnte“. Die Poesie nimmt unter allen Disziplinen einen besonderen Platz ein, da sie die Liebe des Autors zur intellektuellen Kontemplation zum Ausdruck bringt. Der zweite Abschnitt der Arbeit enthält eine Beschreibung des Paradieses, die sowohl in der allgemeinen Inspirationan Dante erinnert, als auch Elemente aus der jüdischen literarischen Tradition verwendet. Es folgen Kapitel zur schriftlichen und mündlichen Lehre. Rietis Werk ist Teil einer späten jüdisch-italienischen Arbeit philosophischen Richtung, die der Philosoph Judah Romano (ca. 1293 - nach 1330) initiiert hatte. Sie verbindet die Bedeutung von Maimonides rationalistischer Philosophie mit neo-platonischen Elementen aus dem Liber de causis. Das Konzept des Wissensverlust und der möglichen Wiedererlangung durch semiprophetische Visionen dieser Schule findet in Rietis Werk Ausdruck. Sein Werk zählt zu den wichtigsten und ursprünglichsten poetisch philosophischen Bemühungen der jüdischen und italienischen Kultur des späten Mittelalters/der frühen Renaissance, ist jedoch nur durch eine unvollständige Ausgabe des 19. Jahrhunderts zugänglich, ohne Apparat und Kommentare. Das beantragte Projekt dient dem Abschluss des deutschen Beitrags zu einem deutsch-französischen Projekt, das eine wissenschaftliche Edition mit englischer Übersetzung und Kommentar publizieren wird, dazu Editionen der frühneuzeitlichen italienischen Übersetzungen eines Kapitels, des nur handschriftlich überlieferten Kommentars zu acht Kapiteln (16. Jh.) und der Glossen zu einem Kapitel, die auf den Autor selbst zurückgehen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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