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Im „Dreiecksverhältnis“ zwischen Deutschland, dem Vatikan und den Vereinigten Staaten: Bischof Aloysius Muench und die päpstliche Mission in Kronberg (1945-1951)
Antragsteller
Dr. Francesco Tacchi
Fachliche Zuordnung
Katholische Theologie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 553839356
Im November 1945 wurde eine ständige vatikanische Mission in Kronberg im Taunus (Bistum Limburg) eingerichtet, deren Leiter vom Sommer 1946 bis zu ihrer Auflösung 1951 der deutsch-amerikanische Bischof Aloysius Muench war. Obwohl der offizielle Zweck der Mission nur die religiöse und moralische Hilfe für die katholischen "Displaced Persons" war, wurde sie tatsächlich zu einem Mittel, mit dem sich der Heilige Stuhl eine faktische Präsenz auf deutschem Boden und einen engen Kontakt mit dem deutschen Episkopat sicherte, nachdem die Apostolische Nuntiatur ihren Status als diplomatische Vertretung infolge des Krieges verloren hatte. Im besetzten Deutschland war Muench außerdem Apostolischer Visitator und zugleich Verbindungsbeauftragter für religiöse Angelegenheiten bei der US-Militärregierung (1946-1949), dann Regent der Apostolischen Nuntiatur vom Oktober 1949 bis zum März 1951, als er zum ersten Nuntius der Nachkriegszeit ernannt und kurz darauf an den neuen Sitz in Bad Godesberg versetzt wurde. In einer entscheidenden Umbruchphase der deutschen Zeitgeschichte stand er daher im Mittelpunkt eines dichten Beziehungsgeflechtes zwischen Deutschland, dem Vatikan und den Vereinigten Staaten, dessen Konturen bisher nicht hinreichend rekonstruiert wurden. Das Forschungsprojekt untersucht in kirchengeschichtlicher Perspektive die Bedeutung und die Rolle der päpstlichen Mission in der deutschen Zusammenbruchsgesellschaft, mit besonderer Fokussierung auf die Vermittlerfunktion Muenchs innerhalb des genannten „Dreiecks“. Konkret sollen drei Fragestellungen erörtert werden, die sich auf die Gestaltung der deutschen Nachkriegsordnung beziehen: 1) Der Beitrag der Kronberger Mission zum materiellen Wiederaufbau und zum Ziel der „Rechristianisierung“ der deutschen Gesellschaft nach der Nazi-Ära; 2) Die Haltung Muenchs zu den Versuchen des deutschen Episkopats, auf die Ausarbeitung der Länderverfassungen und des Grundgesetzes Einfluss zu nehmen und so die gesellschaftliche Position der Kirche zu stärken, sowie zur Frage der Fortgeltung des Reichskonkordats; 3) Seine Rolle als Verbindungsfigur zwischen dem Heiligen Stuhl und den amerikanischen Militär- und Zivilbehörden im Kontext des beginnenden Kalten Kriegs und die Folgen dieser antikommunistischen „Konvergenz“ für Deutschland bzw. für die katholischen Kirche im Land. Ziel des vorliegenden Projekts ist eine monographische Darstellung, die zum ersten Mal vatikanische, amerikanische und deutsche Archivquellen kombiniert und abgleicht. Damit leistet das Vorhaben einen Beitrag zur Erforschung eines noch wenig bekannten Aspekts des Pontifikats Pius’ XII., sowie zur Rekonstruktion eines internationalen Beziehungsgeflechts von kirchlichen, politischen und diplomatischen Akteuren, das langfristige Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft und damit auch auf den deutschen Katholizismus gezeitigt hat.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
