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Körperrituale aus vier Jahrtausenden – archäologische Untersuchung der Kirschbaumhöhle auf der Nördlichen Frankenalb (Teil 1: Bronze- und Eisenzeit)

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 553993290
 
Die im Jahr 2011 entdeckte Kirschbaumhöhle erweist sich als Glücksfall für die europäische Schachthöhlenforschung, da die Entdecker alle Funde in situ beließen. Sie bietet dadurch die einmalige Möglichkeit, an einem modern untersuchten Fundplatz die Interpretation dieser schon lange bekannten Denkmalgattung auf eine solide Grundlage zu stellen. Mittels terrestrischem 3D-Scanning und 3D-Kartierung in ArcGIS konnten bereits in Vorprojekten seit 2013 die Hohlraumstruktur sowie sämtliche oberflächlich vorhandenen Funde (Knochen und Artefakte) in exakter Position erfasst und dokumentiert werden. Eine Serie an 14C-Datierungen belegt eine mindestens über vier prähistorische Jahrtausende währende Nutzung als Deponierungsort für menschliche und tierische Körper sowie andere Funde wie Keramik und Metall. Bislang wurden Funde aus dem Jungneolithikum (4200–3500 v. Chr.), dem Endneolithikum (2900–2200 v. Chr.), der Frühbronzezeit (2200–1600 v. Chr.) und der Eisenzeit (Hallstattzeit, 800–450 v. Chr.) erfasst. Im hier beantragten ersten Projektteil sollen die eisen- und bronzezeitlichen Fundschichten in der oberfränkischen Kirschbaumhöhle vollständig ausgegraben und deren Fundmaterial archäologisch sowie naturwissenschaftlich analysiert werden. Durch die lagegenaue Erfassung kann eine Rekonstruktion der Deponierungsvorgänge (Taphonomie) und in Kombination mit Altersdatierung, Anthropologie, Archäozoologie, Anthrakologie, Makrorestanalysen sowie Paläogenetik eine Entschlüsselung möglicher Deponierungsmotive erfolgen. In den Untersuchungen soll zudem festgestellt werden, ob sich eine Kontinuität oder ein Hiatus zwischen der bronzezeitlichen und eisenzeitlichen Belegungsphase fassen lässt. Ein Vergleich von Alters- und Geschlechtszusammensetzung der Menschen sowie den Deponierungen zuzuordnende Tierkörper bzw. Sachfunde versprechen Erkenntnisse zu möglichen gleichartigen Niederlegungssitten oder einem Nutzungswandel. Eine darauf folgende, später zu beantragende zweite Projektphase wird die neolithischen und möglicherweise älteren Fundhorizonte thematisieren. Damit wird am Abschluss des Gesamtprojekts erstmals eine vollständig modern ausgegrabene und ausgewertete, in prähistorischer Zeit genutzte Schachthöhle der Forschung zur Verfügung stehen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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