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Kardiale Interozeption in Aktion: Untersuchung ihrer Dynamik als Reaktion auf negative Emotionen (INTERO-DYNAMICS)
Antragstellerin
Professorin Dr. Olga Pollatos
Fachliche Zuordnung
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 554528257
Interozeption (d.h. die Verarbeitung innerer Körpersignale) wird zunehmend als entscheidend für die Emotionsverarbeitung und als transdiagnostischer Faktor für Psychopathologie anerkannt. Traditionell als stabiles Merkmal in Ruhephasen im kardialen Bereich bewertet, deuten neuere Studien darauf hin, dass sich interozeptive Prozesse je nach physiologischen und emotionalen Zuständen verändern. Diese Schwankungen könnten tiefere Einblicke in den Zusammenhang zwischen interozeptiver Funktion und Psychopathologie im Einklang mit dem Predictive Coding Framework bieten. Emotionale Induktionsverfahren (z.B. Sprechaufgaben) bieten einen vielversprechenden Rahmen zur Untersuchung interozeptiver Dynamiken. Darüber hinaus ist die ökologische Momentanbewertung (EMA) ebenfalls ein vielversprechender Ansatz, um Emotionsregulationsprozesse im täglichen Leben besser zu erfassen. Die erste Studie dieses Projekts zielt darauf ab, Schwankungen in der Interozeption als Reaktion auf ein stressiges Ereignis (d.h. eine Sprechaufgabe) zu untersuchen. Es wird auch untersucht, ob Veränderungen in der Interozeption mit Symptomen von Angst und Depression zusammenhängen. Die zweite Studie dieses Projekts untersucht, wie interozeptive Prozesse die Auswahl und Umsetzung von Emotionsregulationsstrategien im täglichen Leben durch EMA beeinflussen. Für die erste Studie werden 128 gesunde Teilnehmer, die an der Universität Ulm rekrutiert wurden, zufällig entweder einer stressauslösenden Sprechaufgabe oder einer Kontrollaufgabe zugewiesen, wobei interozeptive Messungen vor und nach der Aufgabe durchgeführt werden. Nach der Laborsitzung nehmen die Teilnehmer an der zweiten Studie teil, einer 10-tägigen EMA-Phase, in der sie vier tägliche Aufforderungen über ihre Smartphones erhalten. Dieses Projekt wird zum Verständnis der kardialen Interozeption – einem florierenden Bereich in der wissenschaftlichen Literatur – und ihrer Auswirkungen auf die Emotionsverarbeitung und Emotionsregulation beitragen. Die Aufklärung der interozeptiven Mechanismen, die an menschlichen emotionalen Erfahrungen beteiligt sind, könnte die Möglichkeit eröffnen, aktuelle psychologische Behandlungen für eine Vielzahl klinischer Zustände mit gestörter Interozeption zu verbessern. Dieses Projekt wurde vom Ethikkomitee der Universität Ulm genehmigt (451/2023).
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e)
Lorena Desdentado Espinosa, Ph.D.
