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Negatives Therapeut*innenverhalten in der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 554905248
 
Das Forschungsprojekt zielt darauf ab, die Beteiligung von Therapeut*innen an negativen psychotherapeutischen Behandlungsverläufen zu untersuchen. Wir nutzen Fremdratingverfahren, um in aufgezeichneten Therapiesitzungen negatives Therapeut*innenverhalten (NTV) zu messen. Zusätzlich erfassen wir die Qualität der Arbeitsbeziehung und die Reparatur von Allianzbrüchen. NTV bezeichnet verschiedene Formen von therapiebehinderndem Verhalten seitens der Therapeut*innen. Es ist das Resultat von Schwierigkeiten, professionelle Anforderungen und eigene emotionale Reaktionen in ein gutes Gleichgewicht zu bringen. Beispiele sind das Verstricken in Machtkämpfe, emotionaler Rückzug sowie Zeichen von Langeweile oder Zynismus seitens der Therapeut*innen. Unsere Vorstudien zeigen, dass Therapeut*innen nur selten offensichtlich unangemessen handeln, aber regelmäßig subtile Abweichungen von dem zeigen, was man als ‚hinreichend gute‘ Therapie bezeichnen könnte. In der Literatur finden sich Hinweise auf einen Zusammenhang dieser Abweichungen mit der therapeutischen Wirksamkeit – insbesondere in der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen. In dem hier beantragten Projekt soll NTV erstmalig durch systematische Beobachterratings gemessen und in Beziehung zu Therapieprozessfaktoren und zum Behandlungserfolg gesetzt werden. Bisherige Forschungsbefunde zum Thema sind heterogen in Bezug auf Forschungsansätze und Definitionen. Der erste Teil des Forschungsprojekts stellt daher ein systematisches Review zu bislang bekannten Antezedenzbedingungen, Korrelaten und Konsequenzen von NTV dar. Eine Kooperation mit einer randomisierten Kontrollgruppenstudie zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen mittels Kognitiver Verhaltenstherapie und Analytischer Psychotherapie gewährt dem Projekt, für die dann folgenden beiden empirischen Studien, Zugang zu Audioaufzeichnungen der Studientherapien sowie den Daten der Behandlungsergebnisse. Mithilfe von zwei Fremdbeobachtungsmethoden sollen in einer Auswahl dieser Aufzeichnungen NTV sowie Allianzbrüche erfasst werden. Diesen Ansatz haben wir in drei Vorstudien erfolgreich entwickelt und getestet. Im Anschluss an die Beobachterratings soll der Zusammenhang von NTV, Allianzbrüchen und dem Therapieergebnis statistisch modelliert werden. Trotz der bereits vorliegenden Evidenz zur Prävalenz von NTV, erscheint es innerhalb großer Teile der therapeutischen Community weiterhin tabuisiert, über das Auftreten solchen Verhaltens in der eigenen Praxis zu sprechen. Zusätzlich zum wissenschaftlichen Erkenntnisinteresse, zielt das beantrage Projekt daher auch auf einen Beitrag zur Überwindung dieses Tabus ab. Aus den empirischen Ergebnissen sollen klinische Implikationen im Rahmen von Scientist-Practitioner-Workshops herausgearbeitet werden. Darauf aufbauend soll eine Praxishandreichung erstellt und durch eine Reihe von Lehrvideos mit Schauspielpatient*innen ergänzt werden. Dieses Material soll zu Lehr- und Ausbildungszwecken online veröffentlicht werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Österreich, Schweiz, USA
 
 

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