Detailseite
Von Schmuckstücken zu Ökosystemen: Untersuchungen von Hominin-Mammut Interaktionen im späten Pleistozän der Schwäbischen Alb (Süddeutschland)
Antragstellerinnen
Privatdozentin Dr. Dorothée Drucker; Privatdozentin Dr. Britt Starkovich; Dr. Sibylle Elisabeth Wolf
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 555215875
Ziel des Projekts ist es, die Veränderungen der Interaktionen zwischen Homininen und Mammuts vom späten Mittelpaläolithikum bis ins Gravettien (etwa 60 000 bis 30 000 cal BP) in Süddeutschland zu untersuchen. Der Schwerpunkt liegt auf der Region der Schwäbischen Alb. Zu diesem Zweck wählen wir einen multidisziplinären Ansatz, um mögliche ökologische und sozio-kulturelle Rückkopplungen in der Beziehung zwischen den beiden Arten zu beleuchten. Kern der Studie ist der Aufbau einer Datenbank mit Mammutüberresten, zooarchäologischen Fallstudien, Isotopenanalysen und technologischen Untersuchungen an Artefakten aus Mammutknochen und -elfenbein, ergänzt durch Radiokohlenstoff Datierungen und Ergebnisse von ZooMS. Wir analysieren, ob die Ausbeutung der Mammuts durch die Menschen die Ökologie der Mammute signifikant verändert hat und ob der Rückgang von Mammutpopulationen den Zugang zu Mammutfleisch und Rohmaterial beeinflusste. Wir werden die Ökologie des Mammuts anhand der Kohlenstoff- und Stickstoff-Isotopen Verhältnisse im Kollagen rekonstruieren. Zudem werden wir die Wanderbewegungen der Mammute anhand der Schwefel- und Strontium-Isotopen Verhältnisse in Kollagen und Zahnschmelz nachvollziehen. Weiterhin untersuchen wir, ob Homininen Mammuts aktiv gejagt oder die Reste verendeter Tiere aufgelesen haben, indem wir die demografischen Profile von Mammuts analysieren. Dies wird zeigen, ob die Häufigkeit von Mammuts an archäologischen Stätten im Laufe der Zeit abnahm und ob Mammuts aus späteren Perioden Pathologien oder Anzeichen von Ernährungsstress aufweisen. Im sozio-kulturellen Kontext verfolgen wir die Überlegungen, dass die Planung der Beschaffung eines Mammuts - durch Jagen oder Ausbeuten des Kadavers - und die Entscheidungen über die Verwendung von Mammutfleisch, -knochen und -elfenbein von großer Bedeutung für eiszeitliche Gruppen war. Die sozialen Bindungen, die für ein solches Unterfangen notwendig sind, werden durch das soziale Miteinander, das sich aus der Nutzung eines so großen Ressourcenpaketes ergibt, verstärkt. Wir erfassen, welche Mammutelemente während des Mittelpaläolithikums bis zum Gravettien in die archäologischen Fundstellen Süddeutschlands transportiert wurden. Dabei wollen wir verstehen, weshalb frühere Sammler bestimmte Überreste nutzten, z. B. Fleisch, Fett, Stoßzähne oder Knochen. Anschließend vollziehen wir die Herstellungskette von Artefakten wie Werkzeuge und Schmuckstücke nach. Die Werkstoffe dafür sind vorrangig Rippen und Elfenbein. Wir analysieren die gesamte Herstellungskette vom Rohmaterial bis zum fertiggestellten Objekt und untersuchen die Technologie der Herstellung. Der letzte Schritt in unserem Projekt wird die Synthese der Ergebnisse beider Untersuchungen sein, um die gesamte Bandbreite der Interaktionen zwischen Homininen und Mammuts diachron zu verstehen, in einem Zeitraum, der für die Entwicklung beider Arten entscheidend war.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Großbritannien
Kooperationspartner
Dr. Alexander Pryor