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Variabilität und Pfadabhängigkeit des Lexikongebrauchs im Mehrsprachigkeitskontext
Antragstellerin
Dr. Anna Shadrova
Fachliche Zuordnung
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 555347674
Das Projektvorhaben will den Lexikongebrauch in aufgabenbasierten Korpusdaten auf Effekte lokaler Pfadabhängigkeiten und andere systematisch variabilitätserzeugende Phänomene hin untersuchen und diese in Beziehung zu kognitionswissenschaftlichen Beobachtungen über die mentale Lexikonstruktur setzen. Hintergrund ist die Beobachtung einer methodisch bislang kaum beherrschbaren Variabilität des Lexikons im Gebrauch homogener L1-Kohorten in identischen Aufgabenkontexten, die sich nicht auf externe Faktoren wie bspw. Register zurückführen lässt. Stattdessen zeigen sich Effekte lokaler kognitiver Interaktion einschl. Pfadabhängigkeiten, d.h. lexikalischer Realisierungen, die von vorherigen Entscheidungen in derselben Produktion abhängen. Diese Beobachtungen konvergieren systematisch mit Annahmen über Assoziationsstrukturen des mentalen Lexikons und versprechen so generalisierbare Erkenntnisse über die strukturelle Entwicklung des Lexikons im Mehrsprachigkeitskontext und seine Rolle im Sprachgebrauch insgesamt. Dazu zählen u.a. gut beschriebene Phänomene wie Priming oder dialogisches Alignment, deren Einfluss auf die Variabilität des lexikalischen Gebrauchs in Korpusdaten bislang jedoch weitgehend unerforscht ist. Offen ist z.B., in welcher Weise diese Muster durch Aufgabentypen beeinflusst sind (eine Typologie von Aufgabeneffekten), ob sie individuellen Präferenzen folgen und welche Rolle die Netzwerkeigenschaften des mentalen Lexikons spielen. Es zeichnet sich zudem eine dialektische Wechselwirkung dieser Netzwerkeigenschaften mit diskursiven Realisierungen ab, d.h. eine Abhängigkeit von Diskursinhalten und thematischer Progression von strukturellen Eigenschaften des mentalen Lexikons, das seinerseits von Mehrsprachigkeitseffekten geprägt ist. Daraus ergibt sich eine gesellschaftspolitische Relevanz des Vorhabens, die den Zusammenhang von Mehrsprachigkeit und Bildungserfolg in der Einwanderungsgesellschaft betrifft. Das Projekt will diese Phänomene systematisch gebrauchsbasiert modellieren und anhand von Verarbeitungsdaten derselben Sprecher:innen in Beziehung zu psycho- und kognitionslinguistischen Annahmen über die Lexikonstruktur setzen. Die zentralen Ziele des Projektvorhabens sind 1) die Abschätzung der aufgabenspezifischen inter- und intraindividuellen Variabilität des Lexikongebrauchs und lexikalischer Pfadabhängigkeiten in L1 und L2; 2) die Modellierung der sich verändernden Lexikonstruktur im L2-Erwerbsverlauf über eine korpuslinguistische und experimentelle Methodenkonvergenz; und 3) die Differenzierung erwerbsdynamischer von allgemeinen Mehrsprachigkeitseffekten in diesen Daten. Die Daten werden longitudinal von ein- und mehrsprachigen in Deutschland aufgewachsenen Studierenden sowie von neu eingewanderten Studierenden nicht-deutscher Erstsprache erhoben.
DFG-Verfahren
Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
