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Mittelpleistozäne archäologische Fundstellen in den Stuttgarter Travertinen (Bad Cannstatt und Münster) und ihre Bedeutung für die früheste Besiedlungsgeschichte Mitteleuropas
Antragstellerin
Dr. Yvonne Tafelmaier
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 555458702
Während in West- und Südeuropa frühe Homininen bereits vor mehr als einer Million Jahren nachweisbar sind, klafft in Mitteleuropa eine große Besiedlungslücke. Der derzeit älteste Beleg menschlicher Anwesenheit ist der paläontologische Fund des Unterkiefers von Mauer bei Heidelberg mit einem Alter von rund 600.000 Jahren vor heute. Assoziierte Siedlungsreste, die Aufschluss über die Lebensweise geben könnten, sind nicht bekannt. Die ältesten archäologischen Fundstellen Südwestdeutschlands sind mindestens 200.000 Jahre jünger und finden sich in mittelpleistozänen Travertin-Formationen im Stuttgarter Neckartal bei Bad Cannstatt und Münster. In diesen haben sich Reste menschlicher Lagerplätze erhalten, die im Zuge des Travertin-Abbaus in den Steinbrüchen Haas und Lauster zwischen 1980 und 1994 angetroffen und durch das damalige Landesdenkmalamt ausgegraben wurden. Während zu einem dieser Fundplätze - dem sogenannten Bunker - bereits erste Daten zum Verhalten mittelpleistozäner Jäger und Sammler vorgelegt wurden, sind die beiden benachbarten Fundstreuungen in den heute stillgelegten Steinbrüchen Haas und Lauster noch nicht untersucht. Aufgrund des unzureichenden Auswertungs- und Publikationsstandes finden diese wichtigen archäologischen Zeugnisse in vielen deutschsprachigen, vor allem aber internationalen Untersuchungen zur Besiedlungsgeschichte Mitteleuropas kaum Erwähnung. Ziel des Projektes ist, diese Fundstellen ebenfalls auszuwerten, um ein ganzheitliches Bild der Landschaftsnutzung jener frühen Homininen zu zeichnen. Dazu sollen technologische und funktionale Analysen an den Steinwerkzeugen und Faunenresten sowie Studien zur Fundplatzgenese durchgeführt werden. Es sind dabei wichtige Erkenntnisse zur lückenhaften Besiedlungsgeschichte Mitteleuropas zu erwarten, die bislang nur durch sehr wenige Puzzlestücke schlaglichtartig beleuchtet wird.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
