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Israelbezogene Identitätskonstruktionen christlich-neocharismatischer Organisationen
Antragsteller
Dr. Hans-Ulrich Probst
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 555736334
Gegenstand der empirischen Forschung sind philosemitische und christlich-zionistische israelbezogene Identitätskonstruktionen im Bereich ausgewählter evangelikal-neocharismatischer Gemeinschaften und Organisationen im deutschsprachigen Raum. Diese sollen in einem qualitativ-empirischen Forschungsprojekt sichtbar gemacht und analysiert werden, indem religiöse Praktiken, diskursive Formationen und soziale Interaktionen ethnographisch rekonstruiert und reflektiert werden. Für die Analyse israelbezogener Identitätskonstruktionen werden unterschiedliche Aspekte, die Ausdruck von Humandifferenzierungen sind, fokussiert. Rekonstruiert und analysiert werden Identitätsvorstellungen einer neocharismatischen Wir-Gruppe, das dort projizierte Bild von Judentum bzw. Israel sowie weitere erkennbare Humankategorisierungen (Geschlecht, Nationalität, Religionszugehörigkeit). Das hier konturierte Projekt wird von Forschungsergebnissen aus dem US-amerikanischen Kontext befruchtet, grenzt sich jedoch von der simplen Herausstellung von Ähnlichkeiten und Differenzen zweier grundsätzlich zu unterscheidender religionskultureller Kontexte dezidiert ab. Vielmehr soll für den deutschsprachigen Raum eine eigenständige praktisch-theologische Reflexion der israelbezogenen Identitätskonstruktionen im neocharismatischen Evangelikalismus erarbeitet werden, die insbesondere deren politische Dimensionen einbezieht. Hierfür soll nach potentiellen Formen der politischen Mobilisierungen und gesellschaftspolitischer Allianzen mit der extremen Rechten gefragt werden, wie sie für israelbezogene Aktivitäten des Evangelikalismus im US-Kontext betont werden. Für die praktisch-theologische Untersuchung soll einerseits auf Publikationen neocharismatisch-evangelikaler Gemeinschaften zurückgegriffen werden; andererseits sollen israelbezogene Veranstaltungen dieser Gemeinschaften (Gottesdienste, evangelikal ausgerichtete jüdische Feste, Israel-Kongresse, Demonstrationen gegen Antisemitismus) im Rahmen einer praxistheoretischen Heuristik ethnographisch beforscht werden. Hieraus soll eine empirisch gesättigte Grounded Theory israelbezogener Identitätskonstruktionen im evangelikal-neocharismatischen Kontext emergieren, die wichtige Erkenntnisse für die Praktische Theologie und die empirische Religionsforschung entfalten wird. Beabsichtigt ist ebenso, dass die Ergebnisse in ein interdisziplinäres Gespräch mit der sozial- und politikwissenschaftlichen Antisemitismus- und Rechtsextremismusforschung gebracht werden. Das Forschungsprojekt bearbeitet damit nicht nur ein offensichtliches Forschungsdesiderat, sondern leistet wichtige Vermittlungsarbeit zwischen Praktischer Theologie, Rechtsextremismus- und Antisemitismusforschung.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
