Detailseite
Projekt Druckansicht

„Deutsche von Allah geleitet“: Muhammad Rassoul und die Islamische Bibliothek

Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 556145625
 
1981 gründete der gebürtige Ägypter Muhammad Rassoul (1929–2015) in Köln den IB Verlag Islamische Bibliothek, der bis heute ein wichtiger Akteur in der deutschsprachigen islamischen Publizistik ist. Dies stellte einen zentralen Moment in der Geschichte des deutschen Islams dar. Von Anfang an um daʿwa – den Ruf zum Islam – bemüht, stellte der Verlag Islamische Bibliothek ein Forum für deutsche Konvertit*innen sowie für den türkischen Verbänden fernstehende zugewanderte Muslim*innen dar. Sein Portfolio umfasste ein breites Spektrum, an dem die Schriften Rassouls einen bedeutenden Anteil ausmachten. Er versuchte von Anfang an, den Islam als deutsche Religion zu positionieren. Im Unterschied zu manchen Verfechtern eines „Euro-Islams“ allerdings, denen es um eine gewisse Anpassung islamischer Rechtsnormen an die Bedingungen demokratischer, liberaler, mehrheitlich nichtmuslimischer Gesellschaften des 20. Jahrhunderts ging, postulierte Rassoul eine besondere Affinität „der Deutschen“ zu einem Islam, den er als monolithisch und unveränderlich verstand. Dabei vertrat er zunehmend antichristliche, antiliberale und antidemokratische Ansichten. Der Verlag publizierte neben Rassouls Werken Bücher zahlreicher weiterer Autor*innen, bei denen es sich überwiegend um Konvertit*innen sowie arabischstämmige Muslim*innen mit zumeist ähnlich konservativer oder islamistischer Orientierung handelte. Viele dieser Titel erreichen eine hohe Verbreitung in Moscheen und islamischen Buchläden. Eine Aufarbeitung der Geschichte des Verlags wie überhaupt des islamischen Verlagswesens in Deutschland sowie der Publizistik Rassouls, die über kursorische Einordnungen hinausgeht, steht jedoch noch aus. Vor diesem Hintergrund setzt sich das Projekt zum Ziel, die Geschichte des IB Verlags Islamische Bibliothek zu erforschen, dabei auch Organisation, Finanzierung und Vertrieb mit einzubeziehen und diese in die Geschichte der organisierten islamischen Mission in Deutschland einzubetten. Darüber hinaus sollen ausgewählte Korpora von Veröffentlichungen des Verlags untersucht werden: Kinderbücher, Ehe- und Familienratgeber sowie Schriften zum Propheten Muhammad und vorislamischen Propheten. Zudem soll erstmals das Oeuvre Muhammad Rassouls im Detail analysiert werden. Dabei liegt ein erster Schwerpunkt auf seinen Schriften zum Koran einschließlich seiner populären Koranübersetzung und ein zweiter Schwerpunkt auf Schriften mit Bezug zur deutschen Gesellschaft, die erstmals nicht nur als ideologische Texte, sondern auch als historische Quellen gelesen werden sollen. Auf dieser Basis will das Projekt einen wichtigen Baustein der Geschichte islamischen Publizierens in deutscher Sprache sowie der islamischen Mission in Deutschland erschließen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung