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NIPPUR und seine besondere Stellung im Vergleich zu anderen babylonischen Städten im 1. Jahrtausend v. Chr. – Ein Stadtporträt
Antragsteller
Professor Dr. Johannes Hackl; Dr. Yuval Levavi
Fachliche Zuordnung
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 556302271
Das Projekt stellt sich zur Aufgabe, einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung der sozioökonomischen Geschichte der Stadt Nippur im ersten Jahrtausend v. Chr. zu leisten und damit auch zur Geschichte Babyloniens insgesamt. Denn trotz der zentralen Bedeutung Nippurs wurde bislang keine umfassende Studie dieser Stadt im genannten Zeitraum vorgelegt. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Geschichte Nippurs in der neuassyrischen und spätachämenidischen Zeit relativ gut erforscht ist, während gerade das lange 6. Jahrhundert (626-484 v. Chr.), d.h. eine der am besten dokumentierten Perioden der babylonischen Geschichte, vernachlässigt blieb. Das Projekt beabsichtigt, diese Wissenslücke in zweierlei Hinsicht zu schließen: (1) auf synchroner Ebene soll ein besseres Verständnis der Rolle Nippurs im langen 6. Jahrhundert (626–484 v.Chr.) abseits der dominierenden Achse Babylon-Uruk herausgearbeitet werden; (2) auf diachroner Ebene sollen die Ergebnisse dieser Studie mit den gut erforschten Verhältnissen in der neuassyrischen und spätachämenidischen Zeit verglichen werden. Zu diesem Zweck verfolgt das Projekt Ziele auf drei Forschungsebenen: (1) auf der deskriptiven Ebene soll ein umfassender, metadatenorientierter Katalog des gesamten bekannten Korpus einschließlich unveröffentlichter Quellen entstehen; (2) auf der interpretativen Ebene soll die funktionale Interaktion der verschiedenen Akteure in und zwischen den Archiven rekonstruiert werden, ferner auch deren lokal-politische Rolle und ihre Beziehungen zum landwirtschaftlichen Hinterland Nippurs; (3) auf der Ebene der Kontextualisierung soll die sozioökonomische Geschichte Nippurs im langen 6. Jahrhundert in einen breiteren Kontext gestellt werden, und zwar unter Berücksichtigung sowohl diachroner als auch räumlicher Aspekte, wobei ein besonderes Augen-merk auf dem unausgewogenen wissenschaftlichen Diskurs über Nippur liegt. Auf diese Weise soll ein wesentlicher Beitrag zur Erforschung der Geschichte Nippurs geleistet werden, der die Transformation von einer bedeutenden Garnisonsstadt des assyrischen Reiches (8. und 7. Jahrhundert v. Chr.) zu einer „Provinzstadt“ im lan-gen 6. Jahrhundert und schließlich zu einer Drehscheibe des Dienstland-Systems des achämenidischen Reiches im 5. Jahrhundert v. Chr. nachzeichnet. Das Projekt vereint philologische, archäologische und digitale Methoden unter Einbeziehung früherer Großprojekte und umfangreicher Datensammlungen, die eng mit Projekten zur Datenerhebung in den Digital Humanities abgestimmt sind. Dieser Ansatz zielt darauf ab, neue Wege in der Erforschung der Stadtgeschichte und des eisenzeitlichen Baby-loniens im Allgemeinen zu erschließen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
