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Vormoderne Kunststoffe. Naturphilosophische und kunsttheoretische Kontexte von Glas und Keramik in China und in Europa
Antragstellerin
Professorin Dr. Henrike Haug
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Asienbezogene Wissenschaften
Wissenschaftsgeschichte
Asienbezogene Wissenschaften
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 556479499
Künstlich hergestellte Stoffe gibt es nicht erst seit dem 19. Jahrhundert - viele Kulturen verfügen seit hunderten von Jahren über die Fähigkeit, aus natürlichen Ressourcen neue Werkstoffe zu generieren. Zu ihnen zählen Metalllegierungen ebenso wie Glas, Steinzeug, Porzellan und die Glasuren von niedriggebrannten Töpferwaren. Ihre Produktion verlangt ein hochentwickeltes technologisches Vermögen, präzise Kenntnisse der Mischungsverhältnisse der Rohstoffe sowie Sicherheit in der Abfolge künstlerischer Verfahrensschritte. Dieses Wissen entsteht zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten, wandert, wird weiterentwickelt, bleibt stets wandelbar durch kulturelle Kontakte, durch experimentelle Materialforschung und durch die Verfügbarkeiten regionaler Ressourcen. Unser interdisziplinäres Projekt setzt chinesische und europäische Quellen miteinander in Dialog. Bewusst werden dabei Glas und gesinterte Keramik gemeinsam betrachtet, da bei beiden Materialien durch die große Hitze während des Brennprozesses stoffliche Umwandlungen stattfinden, die eine veränderte materielle Qualität erzeugen. Auch unterscheidet der chinesische Begriff "ci" nicht zwischen Steinzeug und Porzellan (Bowyer Honey, 1949), sondern trennt von diesen beiden hochgebrannten Waren allein die Irdenware und betont damit die Gemeinsamkeit der im Feuer versinterten Materialien. Unser Projekt verbindet kunstwissenschaftliche und wissenschaftshistorische Fragen und untersucht in der Zeit vor 1750 Texte und Objekte, die die Bezugsfelder sowie den Wert dieser menschengemachten Materialien verhandeln. Besonderer Fokus liegt dabei auf naturphilosophischen Vorstellungen im Spannungsfeld zwischen natürlichen und künstlichen Werkstoffen sowie der Frage, wie kulturell gebundene Konzepte von schöpferischer Potenz, von natürlichen Prozessen, von künstlerischen Praktiken oder dem gesellschaftlichen Status von Arbeit in interkulturellen Translationen adaptiert, variiert, missverstanden, ignoriert oder neugedeutet werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
