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Das Nachleben des Museumsinterieurs der Moderne. Möbel und Hängevorrichtungen von Kunstwerken im Palazzo Bianco, Genua (1942-heute) 

Antragstellerin Dr. Flavia Crisciotti
Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 556574723
 
Die Historiographie des Palazzo Bianco, ein im 18. Jahrhundert erbauter Palast in Genua, erscheint für die Forschung als besonders interessant und unkonventionell, da sein Nachleben in den 1940er Jahren eine größere Aufmerksamkeit erfuhr als seine Entstehungszeit. Nachdem der Palast im November 1942 durch einen Bombenangriff stark beschädigt worden war, widmete man sich dem Wiederaufbau und der Neuorganisation der Sammlung. Der Architekt Franco Albini (1905-1977) und die Kunsthistorikerin Caterina Marcenaro (1906-1976) integrierten moderne Möbel und Hängevorrichtungen für dieKunstwerke in die barocke Innenarchitektur, was zuvor auf diese Art noch nie in einem historischen Gebäude umgesetzt worden war. Die daraus folgenden, besonderen räumlichen Qualitäten des Palazzo Bianco sind daher bis heute Gegenstand zahlreicher Forschungsarbeiten (Dal Co 1997, Huber 1997, Piva Prina 1998, Bucci Rossari 2005, Bucci Irace 2006, Mazzi 2006, Jones 2014, Fontanarossa 2015, Mondini Haupt 2015, Falguières 2016, Catalano 2018, Tinè Pinna 2019). Weniger bekannt ist jedoch, dass Franco Albini und Caterina Marcenaro auch an der Renovierung von 1970 mitwirkten, die dem Gebäude die heutige Hybridität verleiht. Gerade diese Mitarbeit aber wirft Fragen bezüglich Authentizität, Urheberschaft und Reproduzierbarkeit auf: Ist ein Innenraum als authentisch zu betrachten, wenn er von denjenigen verändert und umgestaltet wird, die ihn ursprünglich entworfen haben? Welche Phase seiner vielschichtigen Geschichte sollte bei der Erhaltung des Palazzo Bianco vorrangig berücksichtigt werden? Das geplante Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der einzigartigen Historiographie des Palazzo Bianco und möchte den Umgang mit und das Verständnis von dem Eingriff in den 1940er Jahren auch auf spätere Umbaumaßnahmen ausdehnen. Dabei soll der Innenraum des Gebäudes nicht als in einer Zeitkapsel der Vergangenheit hermetisch abgeschlossen betrachtet werden, sondern anhand seiner materiellen Spuren und fotografischen Dokumentation. Auf Basis umfangreicher Archivrecherchen und innovativer historiographischer Perspektiven wird dafür plädiert, die Architekturhistoriographie von ihrem konventionellen Fokus auf den „Originalzustand“ zu lösen und die Provenienzforschung in der Architektur neu zu definieren.
DFG-Verfahren WBP Stipendium
Internationaler Bezug Italien, Norwegen
 
 

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