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Das Zusammenspiel von fovealer Diät, semantischer Salienz und funktionellen Veränderungen im ventralen temporalen Kortex während des Schulanfangs
Antragsteller
Dr. Marcel Linka
Fachliche Zuordnung
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 556645169
Der menschliche visuelle Kortex ist in benachbarte Bereiche unterteilt, die sich der Verarbeitung verschiedener Kategorien von Reizen widmen, wie Gesichter, Text und Gliedmaßen. Aktuelle Studien haben gezeigt, dass Regionen, die Wörter und Gesichter bevorzugen, im Laufe der Entwicklung und mit dem Beginn des Lesens immer spezialisierter werden, während Bereiche, die Gliedmaßen bevorzugen, weniger spezialisiert werden. Interessanterweise ist diese Verringerung der Präferenz für Gliedmaßen direkt mit der zunehmenden Präferenz für Wörter und Gesichter verknüpft, was als Beweis für das Konzept des „cortical recycling“ interpretiert werden kann. Was könnte diese Entwicklung verursachen? Unsere eigenen Verhaltensstudien, die Vorschulkinder mit Erwachsenen vergleichen, haben gezeigt, dass das Blickverhalten auf Text und Gesichter bei Kindern abnimmt, während der Blick auf Hände und berührte Objekte zunimmt, wenn eine Reihe von natürlichen Szenen frei betrachtet wird. Diese Verhaltensweisen entwickeln sich schrittweise zu einem erwachsenenähnlichen Muster im Laufe der Lebensspanne. Diese unabhängigen, aber zusammenlaufenden Beweise deuten auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Entwicklung der kortikalen Präferenz und visuellen Erfahrungen hin. Das vorgeschlagene Projekt zielt darauf ab, diese Hypothese zu testen. Erstens soll untersucht werden, ob entwicklungsbedingte Unterschiede in den Blickverzerrungen gegenüber semantischen Objektkategorien (hier als semantische Salienzverzerrungen bezeichnet) mit Veränderungen im alltäglichen Blickverhalten (hier als foveale Diät bezeichnet) und des Leseerwerbs während des Schulbeginns zusammenhängen. Zweitens soll die Beziehung zwischen Veränderungen in der semantischen Salienz und entsprechenden Veränderungen im ventralen temporalen Kortex untersucht werden und ob diese Beziehung mit Veränderungen in der fovealen Diät verbunden ist. Um dies zu testen, schlage ich hier vor, longitudinale Studien rund um den Schuleintritt durchzuführen, bei denen Veränderungen in der fovealen Diät in natürlichen Umgebungen mittels eines Erfahrungssampling-Ansatzes (mobiles Eye-Tracking) sowie die Lesefähigkeit gemessen werden. Zusätzlich werde ich wiederholte funktionelle Bildgebungsmessungen durchführen, um mögliche parallele Veränderungen in der kortikalen Aktivität zu untersuchen. Die Ergebnisse werden wichtige Einblicke darüber liefern, wie Schulbildung und der Erwerb von Lesefähigkeiten die neuronale und aufmerksamkeitsbezogene Entwicklung beeinflussen, und könnten Theorien zur kortikalen Plastizität und zur Rolle von Erfahrungen bei der Formung neuronaler Bahnen unterstützen.
DFG-Verfahren
WBP Stipendium
Internationaler Bezug
USA
Gastgeberin
Professorin Dr. Kalanit Grill-Spector
