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Apex Predators: Eine globale Umweltgeschichte menschlicher Interaktionen mit Haien
Antragsteller
Professor Miles Alexander Powell, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 556660184
Experten weltweit warnen vor dem Kollaps der globalen Haipopulation und den daraus resultierenden katastrophalen Folgen für Meeresökosysteme und Fischereien. Die Presse und viele Wissenschaftler nennen den weltweiten Handel mit Haifischflossen, der seit den 1980er Jahren explosionsartig zugenommen hat, als Ursache für diesen Rückgang. Aber wie zutreffend ist diese Behauptung? In diesem Projekt wird erstmalig eine wissenschaftliche Monographie erstellt, welche sich umfassend mit der Umweltgeschichte menschlicher Interaktionen mit Haien befasst und ein tieferes, differenzierteres Verständnis der aktuellen Krise, mit der diese Lebewesen konfrontiert sind, liefert. Unter dem vorläufigen Titel "Apex Predators: A Global Environmental History of Human Interactions with Sharks" wird die Umwelt-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte menschlicher Begegnungen mit Haien ab 1900 untersucht. Erweiternd zu Studien von Meereswissenschaftlern und Ökologen, die besonders die biologische Anfälligkeit von Haien auf Überfischung untersuchten, wird in diesem Projekt untersucht, wie sich verändernde Technologien, Ernährungspräferenzen, sowie anhaltende Handelsstrukturen des Menschen zum weltweiten Rückgang der Haipopulation, beinahe lokalem Aussterben und kaskadierenden trophischen Zusammenbrüchen führen. Im Zuge der Dokumentation der ökologischen Geschichte der Haie, werden auch die materiellen und sozialen Folgen des öffentlichen Wahrnehmungsumbruchs von Haien als "geistlose Tötungsmaschinen" hin zu integralen Bestandteilen der Ökosysteme aufgedeckt. Diese Verknüpfung erlaubt zusätzliche Einblicke in den umfassenden internationalen Wandel in der Haltung gegenüber den Ozeanen, der Natur und Raubtieren. Dieses Projekt wird meine zentrale Hypothese testen: Allgemein besteht die Meinung, dass der starke Rückgang der globalen Haipopulationen seit den 1980er Jahren, auf die steigende Kaufkraft Chinas und dessen Vorliebe für Haifischflossensuppe zurück zu führen ist. Auch wenn in dieser Interpretation teils Wahrheit steckt, ist sie nicht nur unvollständig, sondern auch zu simpel. Ich glaube, dass dieser Fokus auf die kulturelle Praxis der Haifischflossensuppe weitaus tiefere strukturelle Probleme verdeckt, welche das Aussterben der globalen Haipopulationen antreiben. Besonders hervorzuheben ist, dass solange es entsprechende Ausrüstung gab, um Haie in großen Mengen zu fangen, gab es in den Industriegesellschaften immer Personen, die danach strebten Haie in Waren umzuwandeln. Ich postuliere daher, dass das Problem weniger in der kulturellen Praxis der Haifischflossensuppe liegt, sondern in einer umfassenderen, vom Handel getriebenen Beziehung des Menschen zu den Meeren und dem verzweifelten Versuch jeden Organismus in den Meeren zur Ware zu machen, auch wenn die langfristige Folge dieser menschlichen Aktionen der unvermeidliche systemische Zusammenbruch ist.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
