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Diagnose und Behandlung des Reizdarmsyndroms in der hausärztlichen Versorgung - spielen individuelle und kontextuelle Merkmale eine Rolle?

Fachliche Zuordnung Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 557410757
 
Hintergrund: Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem, das eine Reihe von (chronischen) Symptomen verursacht, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Hausärzt:innen sind für die meisten Menschen mit RDS die erste Anlaufstelle. Studien deuten auf Unterschiede im Verlauf und in der Behandlung des RDS in Abhängigkeit von Patient:innenmerkmalen wie Geschlecht, Alter und Migrationsgeschichte hin. Variierende medizinische Entscheidungen der Hausärzt:innen können zu diesen Unterschieden beitragen. Es gibt jedoch kaum Studien, die systematisch die Rolle solcher Faktoren für Diagnose- und Behandlungsentscheidungen beim RDS untersucht haben. Ziel: Es soll der Einfluss von individuellen und kontextuellen Merkmalen auf Diagnose- und Behandlungsentscheidungen von Hausärzt:innen beim RDS untersucht werden. Dabei werden Geschlecht, Alter und Migrationsgeschichte als individuelle Patient:innenmerkmale berücksichtigt; zusätzlich werden das Geschlecht der Hausärzt:innen und der regionale Kontext der Praxis (städtisch vs. ländlich) einbezogen. Im Einzelnen werden folgende Forschungsfragen behandelt: 1.) Beeinflussen die Patient:innenmerkmale die Diagnose- und Behandlungsentscheidungen von Hausärzt:innen beim RDS? 2.) Haben das Geschlecht der Ärzt:innen und der Kontext der Praxis einen Einfluss auf die Entscheidungen? 3.) Gibt es Wechselwirkungen zwischen den individuellen und kontextuellen Merkmalen in Bezug auf die Entscheidungen? 4.) Welche Gründe liegen den Diagnose- und Behandlungsentscheidungen zugrunde? Arbeitsprogramm: Es wird ein faktorielles experimentelles Design mit Videovignetten verwendet. Die Vignetten zeigen eine hausärztliche Konsultation, bei der sich die Patient:in mit Symptomen vorstellt, die typisch für das RDS sind. Während die dargestellten Symptome identisch sind, unterscheiden sich die Patient:innen hinsichtlich Geschlecht (männlich vs. weiblich), Alter (30 vs. 50 Jahre) und türkischer Migrationsgeschichte (ja vs. nein). Das Video wird Hausärzt:innen in einer Videokonferenz vorgeführt. Anschließend werden sie anhand von standardisierten und offenen Fragen zur Diagnose und Behandlung des/der vorgestellten Patient:in befragt. Die Studienpopulation besteht aus 128 zufällig ausgewählten Hausärzt:innen. Als Stichprobenrahmen wird eine Datenbank der Kassenärztlichen Vereinigungen Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein verwendet. Die Auswahl erfolgt innerhalb von vier Schichten, die durch Kombinationen von Geschlecht und Praxisregion (Stadt vs. Land) definiert sind. Das Interview umfasst Fragen zu möglichen Diagnosen, zur Diagnosesicherheit, zu Untersuchungen, Tests, Verordnungen, Überweisungen, Lebensstil-Empfehlungen und dazu, welche zusätzlichen Fragen dem/der Patient:in gestellt würden. In einem anschließenden qualitativen Interviewabschnitt wird untersucht, wie und warum die Diagnose- und Behandlungsentscheidungen getroffen wurden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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