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Vermittlung jüdischen Erbes als Repräsentationsarbeit. Positionierungen, Vielfalt und partizipative Ansätze

Antragstellerinnen / Antragsteller Professorin Dr. Ina Henning; Professor Dr. Markus Tauschek
Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Musikwissenschaften
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 557559850
 
In Anlehnung an die Critical Heritage Studies untersucht das interdisziplinäre, kulturwissenschaftliche und musikpädagogische Projekt die komplexe Repräsentationsarbeit und die Vermittlung jüdischen Erbes in kultur- und bildungspolitisch autorisierten Kontexten unter besonderer Berücksichtigung partizipativer Forschungsansätze. Es leistet einen substanziellen und empirisch fundierten Beitrag zur (Re-)Diskursivierung jüdischen Kulturerbes, wie sie in der zweiten Förderphase des SPP angestrebt wird. Ausgangspunkt ist die These, dass jüdisches Erbe in Deutschland nicht in seiner Komplexität repräsentiert wird, weil erstens gegenwärtige jüdische Erfahrungen und Perspektiven bislang nur bedingt Eingang in die Erarbeitung der untersuchten Repräsentationsformen gefunden haben. Zweitens verengen die dominante erinnerungskulturelle Rahmung und die Ausrichtung auf überwiegend nicht-jüdische Rezipient*innen jüdisches Erbe tendenziell thematisch auf wenige Ausschnitte jüdischer Geschichte. Am Beispiel der Repräsentation jüdischen Erbes in UNESCO-Welterbestätten (Fallstudie I) und im Kontext schulischer Musikvermittlung (Fallstudie II) fragt das Projekt nach den epistemischen Ordnungen, in denen jüdisches Erbe hervorgebracht und vermittelt wird. Diese epistemischen Ordnungen sind erstens geprägt durch einen gojnormativen Blick, der schließlich das hier vermittelte jüdische Erbe spezifisch formatiert. Zweitens sind sie beeinflusst durch die Antizipation eines vorwiegend nicht-jüdischen Publikums. Diese Antizipation hat wiederum Auswirkungen darauf, was als jüdisches Erbe verstanden und vermittelt wird, in welcher Weise dies geschieht und welche Vermittlungsziele damit verbunden sind. Ziel des Projekts ist es, jüdisches Erbe in seiner Vielschichtigkeit neu und empirisch fundiert zu perspektivieren, indem es jüdische Akteur*innen in Form partizipativer Forschung einbezieht, ohne aber selbst jüdische Kultur oder jüdisches Erbe essenzialistisch aufzufassen.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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